Murphys Gesetz - Mieses Karma oder doch nur ein psychologischer Effekt?

Hallo!

Kennt ihr solche Tage? Ihr wacht auf und stolpert direkt über eine Jeans, die ihr am Abend nicht mehr weggeräumt habt. Im Bad tropft euch etwas Zahnpasta aufs T-Shirt. Auf dem Weg zur Arbeit sind alle Ampeln auf rot und im Büro kippt euch der Kaffee auf die Tastatur. Endlich Mittagspause. Ihr hattet euch schon den ganzen Tag auf das Schnitzel gefreut - was passiert? Es ist alle!! Jetzt müsst ihr die olle Gemüsesuppe nehmen. Und das schlimmste ist: der Tag geht genauso weiter. Kurz: der Tag ist so richtig für die Tonne. Oder ihr erlebt immer wieder folgende Situationen:

  • Wir stehen im Supermarkt grundsätzlich an der falschen Kasse, nämlich da, wo es am längsten dauert.
  • Das T-Shirt gibt es nie in der richtigen Größe, immer muss ich es bestellen.
  • Immer wenn ich mich entscheide, dass ich heute keinen Wetterbericht gucken muss und mich einfach irgendwie anziehe, dann wird richtiges Mistwetter. 
Was ist da los? Seid ihr einfach nur Pechvögel? Ist das einfach eine Reaktion des Universums auf schlechtes Karma? Nein, ich glaube: ihr seid Opfer von Murphys Gesetz. 

Was ist das überhaupt?

Es geht auf Edward A. Murphy, einen Ingenieur, der für die amerikanische Luftwaffe ein Experiment mit Raketenschlitten durchführen sollte. Die Frage war: wie viel Beschleunigung kann ein Mensch aushalten. Dafür mussten Sensoren an Testpersonen angebracht werden - dabei gab es genau zwei Möglichkeiten: die richtige Position und die falsche Position mit etwa 90 ° Abweichung. Ihr werdet es vermutlich schon ahnen: irgendjemand hatte sämtliche Sensoren falsch angebracht, das Experiment ist komplett in die Hose gegangen und extrem hohe Summen an Geldern wurden quasi verschleudert. Murphy veranlasste das dazu folgendes "Gesetz" zu formulieren: „Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonstwie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.“ Das wurde irgendwann zu dem klassischen Spruch verkürzt, den die meisten kennen werden: "Alles was schiefgehen kann, wird auch schief gehen!" Erweiterungen dieses Gesetzes sagen außerdem:

  • Gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie etwas schief gehen kann, dann passiert es hundertprozentig auf die Art und Weise die am schlimmsten ist. 
Beispiel: die Schnitte fällt aus der Hand und selbstverständlich auf die Marmeladenseite. Wenn sie nun aber auf dem Teller oder auf der Hose landen könnte, dann landet sie definitiv auf der Hose. 
  • Hat man alle Möglichkeiten ausgeschlossen, wie etwas schief gehen kann, ergibt sich direkt eine neue. 
Beispiel: Eine Familie muss unbedingt pünktlich bei einem x-beliebigen Termin sein. Alles läuft super - die Eltern haben die Kinder vorher noch mal auf die Toilette gesetzt, das W-LAN abgestellt, damit der Teenie sich nicht wieder festspielt und alle sitzen sogar pünktlich im Auto! Es kann also absolut nichts mehr schief gehen - zack: alle Ampeln rot. 

Sind wir wirklich Opfer dieses Gesetzes?

Nein. Das Universum hat sich mitnichten gegen uns verschworen und wir sind auch keine geborenen Pechvögel. Stattdessen gibt es ganz logische Erklärungen dafür, die zum einen in der Psychologie zu finden sind, zum anderen aber auch einfach logische Konsequenzen sind: 

Pure Wahrscheinlichkeitsrechnung

Wenn man eine Münze wirft, hat man genau zwei Möglichkeiten: entweder Kopf oder Zahl. Vielleicht landet die Münze 40x hintereinander auf der Kopf-Seite, aber im Prinzip wissen wir alle, dass schon der nächste Wurf "Zahl" sein könnte. Das ist weder Pech noch Glück, sondern entspricht einfach dem Rahmen der gegebenen Möglichkeiten. Die Münze kann noch so oft auf derselben Seite landen, wenn man oft genug wirft, landet sie auch mal auf der anderen. Und genauso ist es auch im Alltag. Es gibt genau zwei Möglichkeiten: entweder das Schnitzel ist in der Kantine noch verfügbar, oder eben nicht. Entweder das T-Shirt ist auf Lager, oder es wurde eben vor zwei Minuten aufgekauft. Natürlich ist es schade, wenn man dieses Mal erlebt hat, dass das T-Shirt nicht mehr verfügbar ist, aber es ist nun einmal eine der beiden Möglichkeiten... 

Schlechte Laune sorgt für Konzentrationsmangel.

Wenn einem ein Missgeschick passiert, macht das etwas mit einem. Es gibt einen Dämpfer in der Stimmung. Jeder kennt es: man hat verschlafen, ist gestresst und zack passiert ein Missgeschick nach dem anderen. Im Bad spucken wir uns versehentlich die Zahnpasta auf das T-Shirt, wir versuchen durch eine Abkürzung im Park Zeit rauszuholen, rennen planlos durch die Gegend und treten prompt in einen Hundehaufen. Im Büro kippt dann auch noch die Tasse mit Kaffee um. Ja, das ist blöd, aber liegt es nicht vielleicht an uns selbst? Wir sind derart in dem Ärger gefangen, dass wir verschlafen haben, dass wir uns überhaupt nicht so richtig auf das konzentrieren, was wir gerade tun. Wenn wir nicht wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend gerannt wären, hätten wir garantiert den riesigen Hundehaufen gesehen... Wir würden vielleicht die Tasse auch nicht gerade an den äußersten Rand des Schreibtischs stellen, wenn wir entspannt wären, so ist es uns aber sch... egal wo sie steht, Hauptsache wir können mit der Arbeit anfangen... Ich glaube ihr könnt nachvollziehen worauf ich hinaus will. Je fokussierter wir auf unseren Ärger sind, desto weniger achten wir darauf, was wir tun, und desto häufiger passieren noch mehr Missgeschicke, die dann wieder für schlechte Laune sorgen. Eine Art Teufelskreis. 

Selektive Wahrnehmung

Das worauf wir uns am meisten fokussieren, nehmen wir am intensivsten wahr. Soweit so logisch oder? Wenn wir also nun durch einen blöden Zufall zwei oder drei Missgeschicke erlebt haben, hat unser Gehirn ein vermeintliches Muster entdeckt: "Aha - heute geht also alles schief!" Es gab heute Schnitzel, obwohl das sonst immer vergriffen ist? Naja, das ist ja ganz hübsch, ABER dafür ist der Kaffee schon wieder leer gewesen in der Büroküche. Die Tochter hat ohne Murren die Hausaufgaben gemacht? Ja, aber wie das Zimmer schon wieder aussieht!! Und der Sohn hat doch schon wieder die Spülmaschine nicht ausgeräumt. Wenn wir darauf aus sind, dass heute alles schief geht, dann suchen wir automatisch nach Beispielen dafür, dass das auch wirklich so ist, und nicht nur pure Einbildung. Also werden wir auch Beispiele finden, und das nicht zu knapp. Unser Gehirn ist meisterlich gut darin, Dinge bevorzugt wahrzunehmen, die "ins Bild passen" und den Rest auszublenden. Ein Bekannter hat, nachdem er erfahren hat, dass er bald Vater einer Tochter wird, urplötzlich nur noch weibliche Babys gesehen, überall. Gab es plötzlich ein Geburtenboom von nur weiblichen Kindern? Wohl kaum. Aber sein Gehirn war durch die Information, dass es eine Tochter wird, auf das weibliche Geschlecht geprimed und hat die Jungs irgendwie ausgeblendet. Und genauso funktioniert es auch bei dem, was wir für Murphys Gesetz halten im Alltag. Wenn wir negatives sehen wollen, dann werden wir auch genug negatives entdecken. 

Was kann man also tun, um dem negativen Kreislauf zu entkommen?

Stellt euch die Frage: passiert das wirklich IMMER?

Wenn ihr wieder in den Gedankenkreisel verfallt: "Immer ist das Schnitzel nicht mehr da!" / "Immer stehe ich in der falschen Schlange." / "Immer wenn ich mit dem Fahrrad fahre, regnet es plötzlich wie aus Strömen!", fragt euch: entspricht das der Realität? Habt ihr wirklich in der Kantine noch nie ein Schnitzel bekommen und habt ihr echt noch nie eine einzige Fahrradfahrt ohne Regen erlebt? Oder seid ihr vielleicht doch gerade einfach nur genervt oder enttäuscht und übertreibt darum einfach gerade? Die Wahrheit ist vermutlich eher letzteres. Ihr wärt ein statistischer Sonderfall, wenn bei euch wirklich immer ein und dieselbe Sache schief geht... 😉 Macht euch doch mal den Spaß und führt eine Liste: Wie oft hat etwas geklappt, wie oft nicht. Wenn ihr dann wieder in eine solche Spirale verfallt, packt diese Liste aus und überprüft euer Gefühl. 

Macht eine Liste, was heute schon alles bombig gelaufen ist, oder zumindest gut geklappt hat.

Es gibt keinen einzigen Tag, an dem wirklich ALLES schief geht. IRGENDWAS muss geklappt haben oder war zumindest nicht katastrophal. Ihr seid vielleicht in einen Hundehaufen getreten, aber ihr habt es rechtzeitig gemerkt, und ihn nicht ins Büro getragen. Der Chef hat eine Runde Pfannkuchen ausgegeben, ihr habt ausnahmsweise sofort eine Rückmeldung auf eine Mail bekommen, bei deren Empfänger ihr sonst immer mit mehreren Tagen Wartezeit rechnen müsst, ... Am Anfang wird es euch schwer fallen, es kostet natürlich ein bisschen Mühe, das Gehirn umzuprogrammieren. Ihr dürft auch ein bisschen blödeln, bis euch etwas ernsthaftes einfällt ("Hey cool - der Mond ist mir vorhin nicht auf den Kopf gefallen, als ich die Wohnungstür verlassen habe!") Wenn ihr einmal geschafft habt, eure Aufmerksamkeit von den negativen Dingen wegzulenken, wird der Tag signifikant besser laufen, versprochen. 

Schnappt euch einen Mitmenschen und übertreibt es so richtig heftig.

Manchmal hilft es tatsächlich, wenn man noch eine Schippe drauf legt. Weiht euren Mitmenschen ein, dass ihr gerade das Gefühl habt das alles schief geht und dann kotzt euch so richtig aus und übertreibt dabei maßlos. Ja, dieser Chef - der erlaubt ja nie das man eher geht und überhaupt - hat der denn überhaupt ein bisschen Ahnung davon, wie man Mitarbeiter führt? Oder die Sache mit der Hundekacke - ey, Hunde gehören wirklich abgeschafft. Tiere überhaupt, wozu brauchen wir die bitte?! Ich glaube ihr wisst worauf ich abziele. Wenn man schon schlecht gelaunt ist, kann man das auch mal ausleben. Der Trick hinter dem Übertreiben: man merkt sehr schnell, dass es eigentlich gar nicht sooo schlimm ist, wie man gerade fühlt. Und dann kann man darüber lachen und bekommt automatisch bessere Laune. 

Habt einen schönen Tag und lasst euch nicht von Murphys Gesetz unterkriegen!
Liebe Grüße
Anne 

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