Geeignete Sportarten für AutistInnen

Hallo!

In ein paar Bundesländern hat inzwischen die Schule schon wieder bekommen, in vielen liegen aber noch ein paar Wochen Ferien vor euch. Viele junge AutistInnen haben Schwierigkeiten die Ferien sinnvoll für sich mit Beschäftigungen zu füllen, die ihnen Spaß machen. "Mach doch mal ein bisschen Sport!" / "Geh doch mal raus!" Ja, aber was soll man denn da groß machen? In dem heutigen Beitrag möchte ich euch ein paar Sportarten vorschlagen, die vielen Menschen mit Autismus durchaus Spaß machen könnten. 

Es gibt keine Sportarten, die Menschen mit Autismus nicht machen können!

Aber: viele autistische Menschen haben in der Regel nicht so viel Spaß an Mannschaftssportarten oder Sportarten, die eine besonders gute Koordination und Körperwahrnehmung erfordern. Darum gibt es einige Sportarten, die für AutistInnen vielleicht besonders gut geeignet sind. Ich möchte euch heute ein paar Sportarten nennen, die meines Erachtens unter diese Kategorie fallen. 99 % der Sportarten die ich jetzt nenne, kennt ihr schon. Ich zähle sie trotzdem mit ihren Vorteilen auf, da ich es von mir selbst kenne, dass ich zwar um die Existenz dieser Sportarten weiß, aber trotzdem nicht auf die Idee kommen würde, diese mal auszuprobieren, weil ich zu unsicher bin. Bzw. brauche ich auch manchmal nur einen kleinen Schubs... Und den möchte ich euch hiermit geben. 😉🏀🏊🏈 
  • Geocaching (Schatzsuche mit elektrischen Geräten)
Es handelt sich dabei um ein GPS-basiertes "Spiel". In der Stadt/in der freien Natur wird eine Dose (meistens sind es Filmdosen oder wenn sie größer ausfallen auch Tupperdosen) versteckt. Anschließend wird von demjenigen, der den Cache ("Schatz") versteckt hat, die ungefähre Lage der Dose in eine App eingepflegt. Ich kann zum Beispiel die kostenlose App geocaching.com empfehlen. (Achtung: man kann ein Upgrade durchführen, damit man auch schwerere oder besondere Caches angezeigt bekommt, dieses ist aber ein Abonnement und nach meiner Erfahrung nicht notwendig.) 

Man sucht sich also in der App einen Cache aus und geht dann los um ihn zu suchen. Es wird einem immer angezeigt, wie weit man noch von der Dose entfernt ist und man kann sich an einer orangenen Linie (zeigt meines Erachtens den Weg zum Cache via Luftlinie) orientieren, wenn man noch nicht hundertprozentig weiß, wo der Cache liegen könnte. Wenn man dann in der Nähe ist, wird es besonders spannend: jetzt gilt es nämlich zu überlegen, wo die Dose versteckt liegen könnte. Hier heißt es Köpfchen beweisen, denn teilweise sind die Verstecke wirklich gut. Mit der Zeit entwickelt man aber ein Gespür dafür, wo sich die Dose versteckt haben könnte, da die meisten dieselben Ideenansätze haben. Wenn man den Cache gefunden hat, trägt man sich in das Logbuch ein, das in der Dose bereitliegt. (Ich war hier...) Tipp: es ist sinnvoll einen Kugelschreiber mitzunehmen, da nicht immer ein Stift mit im Versteck ist.

Vorteile dieser Sportart:

- Man muss wirklich keine Sportskanone sein. In der Regel geht man einfach nur spazieren.
- Geocachen geht prima allein, man kann es aber je nach Bedarf auch problemlos mit Freunden machen.
- Man strengt gleichzeitig noch ein bisschen den Kopf an.
- Die Orientierung wird verbessert.
- Man ist an der frischen Luft. 
  • Tischtennis
Zugegeben, diese Sportart geht nicht ohne andere Menschen. Aber: 

- Eine weitere Person ist ausreichend. 

- Wenn man schon Tischtenniskellen/Bälle hat, muss man keinen Cent bezahlen - überall in der Stadt verteilt stehen Tischtennisplatten rum. 

- Die Koordination wird verbessert. Wenn man aber nicht gerade mit einem Profi spielt, ist es überhaupt nicht schlimm, wenn man eine weniger gute Koordination hat.
  • Schwimmen
Zugegeben, in Schwimmhallen/Freibädern/an Seen sind meist andere Menschen zugegen. Aber: es ist zu keinem Zeitpunkt Smalltalk notwendig. Man kann die anderen Menschen komplett ignorieren und einfach für sich, in Ruhe seine Bahnen ziehen. Weitere Vorteile:

- Wenn man keine gute Koordination hat, ist das überhaupt nicht schlimm. Interessiert niemanden. Wichtig ist doch nur, dass man sich gut über Wasser halten kann. Ob das jetzt perfekte Bewegungen sind, ist eigentlich komplett irrelevant.

- Die Ausdauer wird verbessert, man muss aber keine Sportskanone sein. 
  • Klettern
Hier ist eigentlich fast immer ein zweiter Mensch erforderlich, der bei der Sicherung hilft, da es ja in die Höhe geht. Diesem Menschen zu vertrauen, kann für AutistInnen schwierig sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit sich selbst zu sichern (wie zum Beispiel im Klettergarten). Dann ist kein Partner erforderlich. Und: egal ob einen ein anderer Mensch sichert, oder man das selbst übernimmt: klettern ist letztendlich eine Aktivität, die man ganz alleine macht. Der andere ist nur für die Sicherheit zuständig, was du tust und welche Schritte du dabei machst, ist ganz allein in deiner Verantwortung. Klettern könnte eine gute Idee sein, weil:

- Man lernt anderen Personen zu vertrauen. (Wenn man sich nicht selbst sichert.)

- Klettern ist sowohl für Anfänger als auch für Profis geeignet, weil es je nach Fähigkeit des Kletterers unterschiedliche Wände (in der Kletterhalle) / Parcours (Kletterwald/garten) gibt. Wenn man das Ganze noch nicht so gut kann, nimmt man eben einen der vielleicht nur 4 m hoch ist.

- Man erlebt Adrenalinkicks wenn man seine vielleicht vorhandene Höhenangst überwinden muss. Das ist cool und macht extrem gute Laune. Außerdem stärkt klettern extrem das Selbstvertrauen. 

- Die Koordination und der Gleichgewichtssinn werden verbessert.

- Der Sport kann im Freien und in der Halle ausgeführt werden.

  • Minigolf
Ich selbst habe diese Sportart jahrelang im Verein betrieben, bis ich dann irgendwann für meine Ausbildung nach Dresden gegangen bin und danach irgendwie keine richtige Bindung mehr zu den Vereinsmitgliedern hatte. Für den Fall, dass ihr Minigolf vielleicht noch nie gespielt habt, hier eine kurze Übersicht:

In der Regel spielt man Minigolf zu zweit (gegeneinander), es ist aber auch allein möglich. Wie beim richtigen Golf geht es darum, ein Ball mit einem Schläger in ein vorgegebenes Loch zu schießen. So weit so gut. An 18 Bahnen warten verschiedene Hindernisse die überwunden werden müssen, damit der Ball ins Loch gelangen kann. Ziel ist es, das mit so wenig Schlägen wie möglich zu realisieren. Pro Bahn hat man 6 Versuche um den Ball ins Loch zu bekommen. Gelingt es beim ersten Schlag nennt man das Ass, dann wird eine 1 notiert. Beim zweiten Versuch 2, etc. Wenn man es nach dem 6. Schlag immer noch nicht geschafft hat, notiert man eine 7, das nennt man dann einen "Otto" (warum weiß ich leider auch nicht). Je weniger Schläge insgesamt am Ende auf dem Papier stehen, desto besser. 

Vorteile dieser Sportart:

- Sie ist recht kostengünstig. (In der Regel kostet ein Spiel unter 3,00 € Eintritt und ihr müsst keine eigene Ausrüstung kaufen, diese wird immer vom Platz gestellt.)

- Die Geschicklichkeit und die Geduld des Spielers werden verbessert.
- Wenn man nicht gegen jemand spielen möchte, kann man das auch problemlos allein spielen.
- In der Regel sind die Plätze im Freien, man ist also an der frischen Luft.

- Man muss definitiv keine Sportskanone sein, um diesen Sport ausüben zu können, da man in der Regel einfach steht bzw. ein paar Schritte geht, wenn man zur nächsten Bahn muss. Ansonsten bewegt man sich da jetzt nicht so viel. 😅
  • Slackline
Bei dieser Sportart wird eine Art Spanngurt zwischen zwei Bäume oder Stangen gespannt. Ziel ist es, ohne herunterzufallen diese Leine zu überqueren. Je nachdem wie gut der eigene Gleichgewichtssinn ist, kann man das mittels normalem Gehen erledigen, es gibt aber auch die Möglichkeit auf der Slack-Line gewisse Kunststücke zu machen, wie z. B. hocken, hinsetzen, etc. 

- Die Sportart kann allein ausgeführt werden, am Anfang ist es aber hilfreich, wenn noch jemand dabei ist, der einen ein bisschen festhalten und absichern kann.

- Der Gleichgewichtssinn wird enorm geschult.

- Man kann andere Personen mächtig beeindrucken, wenn man das eine oder andere Kunststück macht.
  • Wandern/Spazieren gehen
Nur der Vollständigkeit halber, muss diese Sportart natürlich auch mit rein. :-) Der Vorteil liegt auf der Hand: keine weitere Person erforderlich und man betätigt sich körperlich an der frischen Luft, ohne sich extrem anstrengen zu müssen.

Vielleicht war ja in dieser Übersicht die eine oder andere Sportart auch für euch interessant und ihr wollt sie jetzt selbst mal ausprobieren. Wichtig ist nur, dass ihr wenn ihr minderjährig seid, unbedingt vorher mit euren Eltern abstimmt, ob sie diese Freizeitaktivität erlauben. Denn sie haben die alleinige Verantwortung für euch - ich liefere nur Ideen!

Viel Spaß beim Testen und weiterhin schöne Ferien! 😊
Anne

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