Familienentlastender Dienst (FeD) - Teil 1

Hallo!

Ein Großteil aller Eltern wird mir zustimmen können: Kinder zu betreuen ist teilweise anstrengender, als ein Sack Flöhe zu hüten. In der Regel kann man sagen: je älter die Kinder werden, desto einfacher wird es für die Eltern, weil mit dem Alter auch die Selbstständigkeit und ein Verständnis für alltägliche Gefahren wächst. Das ist allerdings nicht in allen Fällen so. Besonders wenn das Kind eine körperliche / und oder geistige Beeinträchtigung hat, kann es passieren, dass der Betreuungsbedarf für immer auf einem sehr hohen Level bleibt - und das völlig unabhängig vom Alter des Kindes:

- das Kind steckt sich Dinge, die nicht zum Verzehr geeignet sind in den Mund
- wenn die Eltern einen Moment nicht hingucken, räumt das Kind sämtliche Schubladen aus
- das Kind hat ggf. starke Weglauftendenz und würde unkontrolliert die Wohnung verlassen

- das Kind kann sich nicht selbstständig beschäftigen und braucht daher ständig die Eltern als Spielpartner

- der Toilettengang ist nicht allein möglich, manche Kinder spüren nicht einmal, dass sie auf die Toilette müssen und müssen daher gewickelt werden 

Diese Auflistung ist beileibe nicht vollständig! Stellt euch eine Familie vor, wo das Kind nur bei ein paar dieser Beispiele Unterstützung braucht, gleichzeitig muss noch ein Geschwisterkind betreut werden und der Haushalt muss auch noch erledigt werden. Ich möchte auf gar keinen Fall tauschen. 

Was kann passieren, wenn Eltern dauerhaft diesen hohen Betreuungsaufwand stemmen müssen?

Zu allererst: es ist einfach massiv anstrengend auf die Dauer. Die Erfahrung machen viele Eltern "gesunder" Kinder bereits, wenn länger Ferien sind und die Kinder nicht im Hort oder in der Kita betreut werden können, weil beispielsweise Schließzeit ist. Ganz ehrlich: wer ist nicht froh, wenn die Ferien vorbei sind und die Kinder wieder in die Schule / Kita können? Dann sind sie ausgelastet und man kommt endlich mal wieder zum durchatmen. Und dabei sind die meisten Kinder bereits relativ selbstständig, sind in der Lage selbstständig zu spielen und nehmen sehr wahrscheinlich auch nicht die Wohnung auseinander, wenn man kurz nicht schaut. Und trotzdem kann es anstrengend sein, ständig der Hauptansprechpartner zu sein. Die oben beschriebenen Eltern haben diese Aufgabe permanent. So sehr man das Kind auch liebt - es ist schlichtweg massiv anstrengend. Vor allem weil die Masse an Aufgaben / Verantwortung ja nicht weniger wird, sondern auch mit zunehmendem Alter der Kinder in der Regel beständig hoch bleibt. 

Je nachdem wie intensiv das Kind beaufsichtigt wird, gibt es zusätzlich das Problem, dass die Eltern kaum in der Lage sind, sich um ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu kümmern. Mal eben duschen gehen, in Ruhe ein Brötchen essen, gemütlich mit der besten Freundin telefonieren... Während all den Aktivitäten könnte sich das Kind bereits wieder in eine gefährliche Situation gebracht haben. Oder einkaufen gehen bzw. Arzttermine wahrnehmen: schwierig, wenn das Kind aufgrund der dabei entstehenden Reize nicht dazu in der Lage ist, das Elternteil einfach zu begleiten. Für all diese Situationen, die für die meisten Familien vollkommen normal sind, brauchen die betroffenen Elternteile immer eine enorme Organisation... Weil sie immer jemand benötigen, der das Kind währenddessen betreut. 

Falls es noch ein oder mehrere Geschwisterkinder gibt, ist das natürlich auch für die doof. Bei allen Bemühungen: auch Eltern können immer nur eins. Und die Beaufsichtigung des beeinträchtigten Kindes ist nun mal leider Gottes Priorität Nummer 1. Entweder das Kind wird auf Schritt und Tritt begleitet, oder es entstehen noch mehr Schwierigkeiten. Natürlich können sich die Eltern aufteilen, der eine kümmert sich um das Kind mit hohem Betreuungsbedarf, der andere ist der Hauptansprechpartner für das Geschwisterkind. Aber auch wenn man die Rollen regelmäßig tauscht, ist es selten möglich, dass das Geschwisterkind mal wirklich die ungeteilte Aufmerksamkeit beider Elternteile bekommt, und das kann bisweilen für die Geschwister wirklich frustrierend sein. 

Zwischenfazit

Ein Kind mit hohem Betreuungsbedarf in der Familie zu haben, führt häufig zu einigen Herausforderungen und kann sehr kraftraubend sein. Da dieser Beitrag schon wieder sehr lang ist, möchte ich ihn gern splitten. Heute habe ich eingeleitet und auf die Probleme hingewiesen, die daraus entstehen können, im nächsten Beitrag beschreibe ich eine der Möglichkeiten, wie diese Eltern entlastet werden können. 

Habt einen schönen Tag!
Anne

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