Ich bin´s Jesus - das Phänomen vom Jerusalem-Syndrom

Hallo ihr Lieben,

willkommen zurück. Stellt euch mal vor, Corona hat sich soweit entspannt, dass man wirklich ohne Bedenken wieder aus touristischen Gründen reisen kann, ohne dass irgendwelche Bedingungen erfüllt werden müssen und ihr seid mal wieder unterwegs. Ihr habt euch für Jerusalem entschieden, der wichtigsten Stadt für gläubige Menschen des Judentum, Christentum und Islam. Plötzlich seht ihr einen Menschen vor euch die Straße überqueren: er trägt eine Decke wie einen Mantel, hat eine Dornenkrone auf dem Kopf und spricht Gebete vor sich hin. Dann entdeckt er euch, kommt auf euch zu und teilt euch mit, dass er der Sohn Gottes ist und euch segne. Was denn nun los? Ist Jesus tatsächlich zurückgekehrt? Träumt ihr? Ist einem die Hitze schlecht bekommen und man bildet sich das alles nur ein?

Nein, ihr seid nicht verrückt geworden und es ist auch wirklich da was ihr seht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit habt ihr einen Betroffenen des Jerusalem-Syndroms vor euch stehen. Etwa hundert Menschen erkranken pro Jahr in Jerusalem an dieser Krankheit. 

Was ist das Jerusalem-Syndrom?

Es tritt am aller-häufigsten in der heiligen Stadt auf, meistens bei streng-gläubigen Menschen. Das Jerusalem-Syndrom ist eine Art vorübergehende Psychose, bei denen sich die Betroffenen plötzlich mit Personen aus dem Neuen oder Alten Testament (Jesus, Johannes der Täufer, Paulus, etc.) identifizieren. Sie denken, dass sie die Person selbst sind, tragen entsprechende Kleidung und verhalten sich auch wie die Person, die sie zu sein glauben. Grund für diese Erkrankung könnte sein, dass die Betroffenen so überwältigt von der Wirkung dieser Stadt sind (es ist ja immerhin eine zentrale Stätte des Glaubens für drei Weltreligionen), dass es sie gewissermaßen übermannt. Die Erkrankung wird in zwei Arten von Menschen unterteilt - nämlich diejenigen die vorher psychisch bereits auffällig waren und diejenigen bei denen keine psychische Vorerkrankung bekannt war. Gefährlich ist diese Erkrankung nicht, sie ist höchstens ein bisschen sonderbar anzusehen, für alle die mit der Person in Kontakt kommen. In der Regel gehen die Erscheinungen ein paar Tage später von selbst vorbei und der Mensch trägt keine bleibenden Schäden davon.

Wie behandelt man diese Störung?

In der Regel ist eine Behandlung des Betroffenen nicht erforderlich, da die Erscheinungen ja ziemlich rasch abklingen. Da diese Erscheinung in Jerusalem nicht unbekannt ist, wird sich meistens darauf beschränkt, die Person einfach machen zu lassen. Manchmal ist es hilfreich, den Betroffenen aus der Stadt zu bringen. Eingegriffen wird erst bei eigen- oder fremdgefährdendem Verhalten. Dann werden sie mit den üblichen Behandlungsmaßnahmen betreut, die auch bei anderen psychotischen Personen angewendet werden. 

Seit ihr auch schon mal einer Person begegnet, die dachte jemand berühmtes zu sein? Habt einen schönen Tag, macht was draus und bis zum nächsten Mal!

Anne

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