Tipps für stressfreie Reisen mit der Bahn

Hallo!

In vielen Bundesländern neigen sich die Sommerferien dem Ende entgegen. Wie sieht es bei den Schülern aus, die hier vielleicht mitlesen? Freut ihr euch schon wieder auf die Schule oder seid ihr der Meinung, die Ferien könnten gar nicht lange genug andauern? Ferienzeit bedeutet in vielen Familien gleichzeitig auch Reisezeit. Nun hat aber nicht jeder einen Führerschein / ein Auto und möchte vielleicht jetzt auch nicht unbedingt fliegen. Was bleibt da noch übrig? Richtig - eine Reise mit der Deutschen Bahn! Im Moment ist das Fahren mit dem Öffentlichen Personennahverkehr für autistische Menschen bzw. Menschen, die Schwierigkeiten mit größeren Menschenmengen haben, durch das 9-Euro-Ticket, zugegebenermaßen die Hölle. Aber keine Angst - der September kommt bestimmt und dann kosten die Tickets wieder den üblichen Fahrpreis, wodurch viele Menschen wieder auf das Auto zurückgreifen werden, dann wird sich die Lage auch wieder entspannen. 

Trotzdem trauen viele autistische Menschen sich eine Reise mit dem Zug nicht unbedingt zu, zu viel Stress, zu viele Menschen, das hohe Risiko, dass sich kurzfristige Änderungen ergeben, die man nicht einkalkuliert hat, etc. Ich bin aber der Meinung, dass wenn man die richtigen Vorbereitungen trifft und bestimmte Angebote nutzt, die die Deutsche Bahn zu bieten hat, eine Bahnreise auch für autistische Menschen super machbar und auch relativ stressarm sein kann. Heute möchte ich euch entsprechende Tipps dafür geben. 

Ohrenstöpsel oder Kopfhörer mitnehmen

Das mag jetzt nach einem überflüssigen Tipp klingen, aber ihr glaubt gar nicht, wie häufig ich schon vergessen habe Ohrenstöpsel einzustecken. Meine Bluetooth-Kopfhörer waren alle oder der Handyakku musste geschont werden und dann stand / saß ich da und dachte: "Klasse. Jetzt hast du keine Chance, dich vor der Geräuschkulisse zu schützen!" Und in einem Zug kann es durchaus sehr laut werden. Da schreit ein Baby, da tollen kleine Kinder durch den Zug, man hört Fahrtgeräusche und Haltestellenansagen, man hört die Gespräche der anderen Fahrgäste, etc. Eine Zugfahrt hat wirklich ein großes Repertoire an Reizen zu bieten. Und wenn man keine Chance hat diese auszublenden, kann das durchaus zu einer Reizüberflutung führen.

Ruhebereich nutzen

Wer mit einem Intercity-Zug oder einem Intercity-Express fährt, kann zusätzlich das Risiko einer Reizüberflutung minimieren. Es gibt in diesen beiden Zugarten nämlich einen kostenlosen Ruhebereich. Dort ist alles verboten, was in irgendeiner Form Krach macht: Handytelefonate, Gespräche, lautes Musik hören, wildes Durchrennen durch spielende Kinder, etc. Es sollte also theoretisch deutlich ruhiger sein als im restlichen Zug. Ein Upgrade, wie z. B. bei der 1. Klasse benötigt man für den Ruhebereich nicht, es genügt das normale Zugticket. Natürlich besteht das Risiko, dass sich nicht alle Reisende an die geforderten Verhaltensregeln im Ruhebereich halten, aber zumindest ist dort eine realistischere Chance gegeben, dass man in Ruhe Zug fahren kann, und da man ohnehin nichts extra zahlen muss, kann man es doch einfach versuchen, oder? Im Regionalexpress gibt es leider keinen Ruhebereich.

Sitzplatz reservieren

Nichts ist ätzender, als in einen vollen Zug einzusteigen und sich mühsam einen Platz zu suchen. Je nachdem wie voll der Zug ist, kann man das teilweise sogar komplett knicken und muss einen Großteil oder gar die ganze Fahrtstrecke stehen. Eingepfercht zwischen dutzenden Menschen, die ebenfalls keinen Sitzplatz gefunden haben, ist eine Bahnfahrt nun wirklich kein Vergnügen. Glücklicherweise kann man hier für kleines Geld Abhilfe schaffen: 

 

2. Klasse

1. Klasse

Einzelperson

4,50 €

5,90 € à wenn man nicht zusätzlich ein Ticket kauft, sondern nur reserviert

Familie

9,00 €

11,80 € (siehe oben)

Dauerreservierung

41,40 €


Quelle: Deutsche Bahn, Stand: 08/2022

Wenn ein Ticket für die 1. Klasse bucht, ist die Sitzplatzreservierung bereits im Preis inbegriffen, kostet also quasi kein Extrageld. Warum betont man das extra? Weil es die Möglichkeit gibt, auch zunächst nur den Sitzplatz zu reservieren und noch kein Ticket zu kaufen. 

Im Regionalexpress ist eine Sitzplatzreservierung leider nur in Bayern, Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein. In allen anderen Bundesländern ist die Sitzplatzreservierung lediglich im Intercity und Intercity-Express möglich.


Sitzplatzreservierung bei Schwerbehinderung (mit Merkzeichen B im Ausweis)

Das ist noch ein Extratipp zum Thema Sitzplatzreservierung, den viele Menschen nicht wissen. Meine Freundin Toni und ich haben von der Möglichkeit erfahren, als wir im Reisecenter waren und spontan zwei Tickets für einen Trip nach Berlin buchen wollten. Wenn ihr einen Schwerbehindertenausweis mit dem Merkzeichen B habt, besteht die Möglichkeit kostenlos zwei Sitzplätze in Intercity-Zügen und Intercity-Express-Zügen zu buchen. Dafür ist noch nicht mal eine Wertmarke erforderlich. Einziges Manko: man kann diese Sitzplatzreservierung nicht über das Handy vornehmen, sondern muss sich dafür an die Mobilitätsservicezentrale oder die Verkaufsstellen der Deutschen Bahn wenden, aber wenn man dafür kostenlos zwei Sitzplätze reservieren kann, ist das doch das kleinere Übel oder? Es ist allerdings empfehlenswert, die Reservierung rechtzeitig vorzunehmen, da nur ein bestimmtes Kontingent an Sitzplatzreservierungen für schwerbehinderte Menschen von der Deutschen Bahn freigehalten wird. 

Mobilitätsservice der Deutschen Bahn

Für Menschen die eine Geh-/Seh-/oder Hörbehinderung haben, bietet die Deutsche Bahn zusätzlich einen Mobilitätsservice an. Da sich dieser im Wesentlichen auf Unterstützung beim Einsteigen, Aussteigen oder Umsteigen, sowie die Beantwortung von Fragen zu Barrierefreiheit bei verschiedensten Bahnhöfen bezieht, werde ich mich bei dieser Beschreibung sehr kurz halten und ihn nur der Vollständigkeit halber mit einfließen zu lassen. Der Bedarf für diesen Service muss 20h vor Reiseantritt angemeldet werden. Dafür kann man entweder bei der Deutschen Bahn anrufen oder ein barrierefreies Onlineformular ausfüllen. Leider konnte ich nicht herausfinden, ob dieser Service kostenlos ist, oder ob man etwas dafür entrichten muss. Einen Service, dass einen ein Zugbegleiter während der Fahrt explizit begleitet und unterstützt, scheint es leider nicht zu geben. Dennoch kann dieser Service auch für autistische Menschen sinnvoll sein, die keine zusätzlichen körperlichen Einschränkungen haben. Es gibt ja durchaus Autist: innen, die ohne Begleitperson reisen können, die aber aufgrund der vielen Reize ggf. Schwierigkeiten haben, sich auf einem größeren Bahnhof zurecht zu finden und den richtigen Zug zu finden. Hier kann es ja durchaus sinnvoll sein, wenn man einfach nur einem netten Menschen vom Begleitservice folgen kann und nicht weiter darüber nachdenken muss. 

Fazit

Ihr seht: es gibt einige Möglichkeiten, wie man sich vorbereiten kann, damit eine Zugfahrt zu einer entspannten Variante wird, um durch die Gegend zu reisen. In der Regel ist es sogar kostengünstiger als Auto und zu guter Letzt ist es logischerweise auch noch schonender für die Umwelt. Fallen euch noch weitere Tipps und Tricks für entspannte Bahnreisen ein? Schreibt es gern in die Kommentare. Ansonsten wünsche ich euch noch ein paar angenehme freie Tage bzw. einen allgemein angenehmen Tag und allzeit gute Fahrt!

Anne

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