3 Tipps um Ferienbeginn für autistische Kinder zu erleichtern

Hallo!

In einigen Bundesländern haben die Sommerferien bereits begonnen, in anderen stehen sie zumindest kurz bevor. Ferien... Die olle Physiklehrerin kann ihren eigenen Kindern auf den Keks gehen, keine Vokabeln die gepaukt werden müssen, ausschlafen, mehr Zeit zum zocken... Einfach eine Wohltat. Oder vielleicht doch nicht? Für viele autistische Kinder bedeutet der Ferienbeginn tatsächlich eines: eine enorme Umstellung, die sie bisweilen ziemlich überfordern kann:

- der Tagesablauf ändert sich
- man muss sich von seinen Klassenkameraden verabschieden (sofern man nicht alle in der Nähe hat)
- plötzlich gibt es viel mehr Freizeit, die man sinnvoll füllen muss
- vielleicht fallen tägliche Rituale mit (in jeder Pause mit Sarah auf dem Schulhof Runden drehen)
- man sieht 6 Wochen lang seinen gewohnten Klassenraum nicht mehr
- ...

Es wird sicher noch zahlreiche andere Minirituale geben, die autistische Kinder in ihrem Schulalltag integriert haben, von denen weder ihr als Eltern, noch die Klassenlehrerin etwas wissen, deren Wegfall durch die Ferien für die Kinder aber bisweilen extremen Stress bedeutet. Heute möchte ich euch Tipps geben, wie ihr euren Kindern den Umstieg von Schule auf Ferien erleichtern könnt.

Künftige Veränderung rechtzeitig ankündigen

Ich glaube eines der meist genutzten Wörter auf meinem Blog ist definitiv "Vorhersehbarkeit", aber es ist nun einmal das, was autistischen Menschen extrem hilft, und ihnen viele schwierige Situationen erleichtert. Natürlich wissen die meisten Schüler wann die Ferien sind, aber das Datum zu kennen bedeutet nicht, dass man auch spürt, dass die Zeit bis dahin näher rückt und dann kann es sein, dass einen das Ereignis plötzlich überrumpelt. So geht es mir immer mit Weihnachten. Ich weiß zwar, dass Weihnachten am 24.12. ist, aber ich spüre nicht, wie die Zeit vergeht. Das ist auch der Grund, warum ich immer kurz vorher mega in Hektik ausbreche, weil ich noch keine Geschenke gekauft habe. Autistische Schüler können extrem davon profitieren, wenn sie eine Art Kalender haben, auf dem sie sehen, wie viel Tage noch sind. In Frage kommt, ab einer gewissen Zeit zum Beispiel ein Maßband, von dem man jeden Tag einen Zentimeter abschneidet, so wird es proportional immer kürzer und der Schüler kann besser einschätzen, dass es bald so weit ist. Natürlich kann man die nahenden Ferien auch in jedes andere Struktursystem einbauen, es war nur ein Vorschlag, was sich eignen könnte, wenn man jetzt noch keine Idee dazu hätte. Auch regelmäßige mündliche Ankündigungen können unterstützen. Es wäre also sinnvoll, wenn z. B. auch die Lehrkraft regelmäßig mit den Kindern darüber spricht, dass bald die Ferien anstehen. 

Ferienbeginn-Rituale erschaffen

Es kann sinnvoll sein, wenn bestimmte Veränderungen immer ansatzweise gleich ablaufen. In unserer Schule wurde früher zum Beispiel immer das Schuljahr ausgeläutet im Foyer. Mit allen Klassen, unser Direktor hat wirklich wortwörtlich mit einem Glöckchen geläutet. Jedes Jahr, also etwas auf das man sich zu hundert Prozent verlassen konnte. Ansonsten könnte man auch vor jeden Ferien ein Foto vom Klassenraum machen, oder Abschiedsfotos mit den Klassenkameraden und den Lehrern. Oder noch mal durch die Schule gehen, und sich von allen Fachräumen verabschieden. Dann würde ich tatsächlich aber auch empfehlen, das grundsätzlich so zu handhaben, also vollkommen irrelevant, ob es nur eine Woche ist, zwei oder sechs Wochen, wie in den Sommerferien. Hauptsache, diese Art von Veränderung wird immer gleich eingeläutet. Oder noch mal eine Abschlussrunde mit Sarah drehen... Oder es geht immer zu Ferienbeginn zu Mc Donalds... Alles was gut tut, ist erlaubt, völlig egal, wie alt der Schüler / die Schülerin ist, oder wie sinnvoll es den erwachsenen Menschen erscheint. Es geht wirklich darum, es dem autistischen Schüler so leicht wie möglich zu machen, diese Veränderung zu akzeptieren. Und das funktioniert nun mal am besten, wenn sie immer gleich beginnt.

Falls Schule zu stark vermisst wird: Ersatz-Rituale erschaffen 

Hier ist es natürlich am wichtigsten zu schauen, was der autistische Schüler in der Schule am meisten vermisst, bzw. worauf er im klassischen Schultagesablauf den meisten Wert legt. Wenn er zum Beispiel die Schulglocke am meisten vermisst, kann der Klang von dieser aufgenommen werden - wozu haben die meisten Kinder inzwischen Smartphones - da kann man es ja auch mal sinnvoll nutzen. Sogar der Pausenspaziergang mit Sarah kann ersetzt werden - geht man eben zu jeder üblichen Pausenzeit eine Runde raus und läuft ums Haus, vielleicht wohnt Sarah ja sogar in der Nähe und kann mitkommen, und frische Luft ist doch irgendwie immer gut. ;) Wenn man einen Schüler hat, der wirklich große Probleme mit der plötzlichen Freizeit hat, können die Eltern zum Beispiel eine Art Ferienstundenplan entwerfen, bei denen aber bewusst darauf geachtet werden sollte, dass sich das Kind nicht mit dem Unterrichtsstoff beschäftigt, sondern sich mit dem beschäftigt, was es wirklich interessiert, also hauptsächlich dem Spezialinteresse. Lasst euch von euren Kindern auflisten, was es am meisten in den Ferien vermisst, meistens kommen wirklich überraschende Dinge dabei heraus, auf die man als Erwachsener niemals gekommen wäre...


Was tut ihr, um euren autistischen Kindern den Umstieg zwischen Schule und Ferien zu erleichtern?
Habt einen schönen Tag!
Anne


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