Hilfsmittel für AutistInnen: Kaukette

Hallo!

Jetzt ist schon lange kein Beitrag mehr zum Thema Hilfsmittel gekommen. Heute ist es wieder soweit, ich möchte euch die Kaukette vorstellen. Eine Kaukette besteht aus gummiartigem Material, das keine Giftstoffe, oder andere Stoffe wie z. B. Blei, Latex, PVC oder ähnlichem beinhaltet, die man lieber nicht in den Mund nehmen sollte, bzw. die grundsätzlich nicht in den Körper aufgenommen werden sollten. Es gibt sie in verschiedenen Härtegraden (je nachdem wie stark das Kaubedürfnis ist, bzw. wie fest diese Menschen zu beißen) und in ganz vielen verschiedenen Formen und Farben, sodass sie für Kinder ansprechend ist, aber auch für erwachsene Autisten (oder andere Menschen mit Über-/oder Unterempfindlichkeit im Bereich der Wahrnehmung) etwas dabei ist. Es gibt wirklich ganz viele Ketten, die auch für Erwachsene geeignet sind, weil sie sehr neutral aussehen und gar nicht unbedingt auffallen. Wenn man nicht gerade darauf herumkaut, könnte man es von weitem auch für eine ganz normale Kette halten.

Was bringt eine Kaukette?

Es gibt Menschen, die haben ein besonders starkes Bedürfnis etwas zu kauen oder zu zerbeißen. Das ist übrigens vollkommen unabhängig von irgendeinem Hungergefühl. Es tut ihnen einfach gut, weil sie es zum Beispiel beruhigt, oder ihren Stresspegel senkt. Darum kauen viele Neurotypen auch gern auf Kaugummis herum - kauen baut Stress ab. Menschen mit sehr hohem Kaubedürfnis greifen dann teilweise auf T-Shirt, Stifte, ihre eigenen Fingerknöchel bzw. Fingernägel oder noch ungünstigere Gegenstände zurück. Gleichzeitig gibt es auch Menschen, die ein hohes Bedürfnis nach Stimulation im Mundbereich haben. Sie greifen dann wie die obere Gruppe ebenfalls auf ziemlich viele Gegenstände zurück, auf denen man grundsätzlich nicht herumkauen sollte, bzw. die sogar gefährlich sind... Natürlich könnte man diesen Personengruppen verbieten, auf ungeeigneten Gegenständen herumzukauen, bzw. sie können ggf. dieses Bedürfnis unterdrücken, aber wem bringt denn das was? Es ist doch viel sinnvoller, wenn man versucht, das Verhalten auf etwas ungefährliches umzulenken. Man könnte zum Beispiel vereinbaren: "Es wird nicht auf XY und Z (hier verschiedenste Gegenstände/Materialien einsetzen, auf denen besonders oft herumgekaut wird) herumgekaut, dafür kannst du auf dieser Kette so viel kauen, wie du möchtest." So können Menschen mit diesem Bedürfnis, diesem nachgehen, ohne dass sie irgendetwas kaputt machen oder ihrer Gesundheit damit schaden. 

Weiterhin sorgt Kauen dafür, dass man sich besser konzentrieren kann. Das liegt zum einen daran, dass es die Durchblutung im Gehirn fördert (was ja grundsätzlich positiv ist, wenn man kognitive Leistungen erbringen muss). Zum anderen ist das Gehirn durch das kauen beschäftigt, es fällt also leichter unnötige Reize auszublenden - es kann sich ja nur auf eine gewisse Anzahl von Aktivitäten konzentrieren. Mir hilft die Kaukette auch, wenn ich hibbelig bin und die Gedanken im Kopf hin und herspringen. Wenn ich auf diesem Hilfsmittel kaue, schaffe ich es, mich besser auf das zu fokussieren, was ich gerade mache. 

AutistInnen kann dieses Hilfsmittel auch im Falle einer Reizüberflutung helfen. Wenn zu viele Reize auf sie einströmen, gelingt es manchen Betroffenen, durch das gezielte Setzen eines Reizes, die anderen ein bisschen auszublenden. Denn kauen ist schon ein ziemlich starker Reiz, kann also je nach Arten der anderen Reize, durchaus zum Erfolg führen.


Wichtiger Hinweis und Fazit

Auch wenn die Kauketten nicht giftig sind und dafür gemacht wurden, dass sie in den Mund genommen werden, empfehle ich dringend, die Kaukette vor dem Gebrauch einmal abzukochen. Das sollte man übrigens in regelmäßigen Abständen zusätzlich immer mal machen, da natürlich auch wenn man sie unter dem T-Shirt getragen werden, immer mit ungünstigen Umwelteinflüssen in Kontakt kommt. Außerdem sollten besonders Kinder die Kette niemals ohne Aufsicht benutzen, da sie zwar extrem strapazierfähig, aber nicht unzerstörbar ist.

Habt einen schönen Tag!
Anne 

Kommentare

  1. Das ist ein sehr interessanter Tipp. Davon hatte ich noch nicht gehört und gucke gleich mal. Vielen Dank

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