Mittagsschlafalternativen

Hallo!

Dieser Beitrag richtet sich wieder einmal eher an Eltern, dieser Beitrag wird sogar auch für neurotypische Eltern interessant sein. Beim Thema Mittagsschlaf scheiden sich die Geister. Da geht es schon los, wenn man Kinder oder Eltern befragt. Eltern sagen meist ja, Kinder eher nein. Logo - man könnte ja etwas verpassen, während man schläft und eigentlich ist das Kind ja sowieso niiiiieeemals müde. 😉 Ich persönlich habe bereits in der Kita nie Mittagsschlaf gemacht und habe mich am Anfang immer zu Tode gelangweilt. Ich konnte einfach nicht schlafen. Gelegentlich habe ich so getan, um der Erzieherin eine Freude zu machen, aber grundsätzlich war es viel interessanter, diese bei ihren Tätigkeiten zu beobachten, welche sie während der Schlafwache immer so gemacht haben. 

Brauchen Kinder Mittagsschlaf?

Diese Frage ist natürlich nicht pauschal beantwortbar. Das ist logischerweise von Kind zu Kind unterschiedlich, egal ob es autistisch oder neurotypisch, blond- oder braunhaarig ist. Gerade bei autistischen Kindern denken allerdings viele, dass der Mittagsschlaf notwendig ist, damit sie sich von den Reizen, die sie den ganzen Tag umspülen, erholen können und das Risiko einer Reizüberflutung eingedämmt wird. Ich, als Autistin, die nie geschlafen hat Mittags, kann sagen, dass das gar nicht unbedingt notwendig ist. Auf Krampf Mittagsschlaf erzwingen kann zum Beispiel dazu führen, dass die Kinder dann abends nicht gut einschlafen können und durch den Schlafmangel morgens auch nicht gut aus dem Bett kommen. Hier hilft nur Beobachtung durch Eltern/Erzieher. Wenn die Kids müde und quengelig sind, ist die Sache natürlich klar, aber eben nicht jedes Kind benötigt die zusätzliche Schlafphase mitten am Tag. Was ich allerdings für wirklich wichtig halte, sind Ruhephasen, in denen sich die Kinder still beschäftigen, idealerweise mit Materialien, die wenig Reize auslösen. Das ist für alle Kinder sinnvoll, besonders aber für autistische Kinder wirklich wichtig (eben aus dem oben genannten Grund, weswegen sie vielleicht zum Mittagsschlaf angehalten werden). Ich möchte heute ein paar reizarme Alternativen vorschlagen, die vielleicht statt des Mittagsschlafes eingesetzt werden können und mit denen sich vielleicht auch die Kinder zufrieden geben.
  • Malen
Das kann man sowohl am Tisch (logischerweise), aber auch auf Matratzen machen, wenn sich das Kind zum Beispiel quer über die Matratze auf den Bauch legt. Man kann sicherheitshalber eine Zeitung, etc. unterlegen, damit nicht übergemalt wird. Wichtig ist, dass dabei keine Forderung an das Kind gestellt wird. Wenn es also z. B. Probleme hat, Formen einzuhalten beim ausmalen, sollte zum Beispiel auf Mandalas verzichtet werden, damit sie nicht frustriert werden. Sie sollen sich ja entspannen. Wenn die Kids keine Ahnung haben, was sie malen sollen, kann man ihm natürlich mit Themenvorschlägen helfen. Wenn im Hintergrund kein Unterhaltungsprogramm läuft oder alternativ angeboten wird, können sich Kids dabei herrlich entspannen und sogar bereits Dinge, die sie am Tag erlebt haben verarbeiten, in dem sie diese Erlebnisse aufmalen. 
  • Höhlen bauen
Eine Kuschelhöhle ist zum Beispiel unter einem Schreibtisch super easy gebaut. Kuscheldecke unten rein, Decke drüber, fertig. Zugegeben, das ist jetzt die simpelste aller Höhlen, aber ich denke, jeder hat schon mal eine Höhle als Kind gebaut und hat die eine oder andere kreative Idee dazu. Je kuscheliger die Höhle ist, desto besser. So eine Höhle ist unglaublich beruhigend, weil sie einen geschützten Raum, nur für das Kind bietet. Ein eigenes Reich, in das niemand eindringen kann, der nicht rein soll. Außerdem ist es in einer solchen Behausung meist ein bisschen dunkel und warm. Vielleicht schläft es sich ja da drin automatisch ein... Auf die Idee bin ich gekommen, weil ich das als Kind früher geliebt habe, aber auch während der Ausbildung schon mal gemacht habe. Ich hatte nachmittags eine unglaubliche Reizüberflutung, also habe ich mir kurzerhand unter meinem Schreibtisch eine Höhle gebaut und konnte mich darunter wirklich wunderbar von den Reizen erholen. 
  • Bücher angucken
Dazu muss ich eine tolle Geschichte aus der Kita erzählen. Ich habe Mittagsschlaf wie gesagt immer gehasst. Irgendwann hatte meine Mama dann die Idee, mir ein Bilderbuch im Schlafsack meiner Baby Born mitzuschmuggeln. Die Erzieherin hat mich erwischt, hat dann aber eingesehen, dass das wirklich die bessere Alternative ist, als sinnloses still liegen, zumal ich während des blätterns wesentlich ruhiger gewesen bin, als wenn ich still auf der Matratze liegen musste. Und so haben wir es dann eingeführt, dass ich mir vor dem Mittagsschlaf Bücher aussuchen durfte und dann auf der Teddybärenmatratze lag und friedlich vor mich hingeblättert habe. Danke, liebe U und liebe M, dass ihr euch immer auf Lösungen eingelassen habt, die vielleicht jetzt nicht hundertprozentig dem üblichen Vorgehen entsprochen haben. 💜 
  • Gegenseitige Massagen
Das ist besonders praktisch, wenn mehrere Kinder gleichzeitig nicht einschlafen können. Warum rumliegen und zappeln, wenn man sich auch gegenseitig etwas gutes tun kann. Man kann paarweise die Kinder zusammenlegen. Eines liegt, das andere sitzt neben der Matratze. Das sitzende Kind könnte den Partner zum Beispiel mit dem Igelball kraulen, oder man spielt Pizza backen (wer das nicht kennt - gebt einfach mal ein: Massage, Pizza backen). Als Kind habe ich das geliebt. Nach einer Weile wird dann gewechselt. Das führt nicht nur dazu, dass die Kinder sich entspannen, sondern fördert nebenbei auch ein bisschen die Wahrnehmung. Wo ist der Ball gerade auf meinem Körper? Auf dem Oberschenkel oder doch eher am Fuß? Welcher Schritt des Pizzabackens ist gerade dran? (Man kann ja die Anweisungen ins Ohr flüstern...)
  • Beschäftigung mit beruhigenden Materialien anbieten 
Ich habe früher Ergotherapie im Kindergarten bekommen. Nach einer Einheit hat mir die Ergotherapeutin einen riesigen Sitzsack geliehen, der mit schwerem Material befüllt war. Die Erzieherinnen haben erlaubt, dass ich den Sack beim Mittagsschlaf behalten darf (vielleicht war er auch genau dafür gedacht, das weiß ich nicht mehr so genau). Ich habe einerseits immer wieder meine Hand in dem Sitzsack einsinken lassen, ihn aber auch auf mich drauf gelegt, was im Nachhinein betrachtet wie eine schwere Decke gewirkt hat. Nun hat natürlich nicht jede Kita einen Sitzsack oder schwere Decken zur Verfügung, aber vielleicht Sand oder Erbsen oder ähnliches Material, was man zum fühlen nutzen kann. Das Kind könnte sich vor dem ausruhen ein Material seiner Wahl aussuchen, oder meinetwegen auch sein Lieblingsauto und dann darf es sich damit beschäftigen. Der Clou ist aber, dass es sich für die Ruhephase ausschließlich mit dem Spielzeug oder Material beschäftigen darf, für dass es sich vorher entschieden hat. Dadurch entsteht logischerweise weniger Unruhe, durch ständiges durch den Raum laufen um die Spielzeuge zu wechseln. Außerdem lernen die Kinder, was sie mit dem Material alles anstellen können, ohne dass sie irgendwelche zusätzlichen Materialien haben. Durch das intensive Bespielen eines Spielzeugs bzw. erforschen eines Materials kommen die Kids meines Erachtens auch richtig gut zur Ruhe.

Tipps für Kids, denen schon die Ruhephase zu langweilig ist

Manche Kinder sind unheimlich quirlig und können mit Stille und ruhiger Beschäftigung nicht besonders viel anfangen. Für die ist dann also vielleicht auch die Ruhephase schon sehr anstrengend. Diese Kinder sollte man logischerweise nicht damit quälen, sonst läuft die ja ohnehin dem Zweck der Entspannung zuwider. Man könnte sich zum Beispiel auf einen "Deal" einigen. 20 min wird sich ruhig mit irgendetwas beschäftigt, wenn es danach möchte, darf es aufstehen und leise spielen oder z. B. raus in den Garten gehen, wenn dort eine zusätzliche Betreuungsperson zur Verfügung steht. Wichtig ist dann natürlich, dass ganz klar ersichtlich ist, wie lange die Ruhephase noch dauert (z. B. mittels Time Timer). 

Eine andere Idee wäre, wenn man die Kinder die von Haus aus viel Energie haben, vor der Ruhephase noch mal ordentlich auspowert, z. B. 20 Hampelmänner, Seil springen oder noch mal eine Runde um die Kita rennen, oder 6x das Klettergerüst hoch und runter rennen. Eben erst auspowern und dann eine ruhige Beschäftigung anbieten. Dann haben die Kids schon ein bisschen überschüssige Energie abgelassen und brauchen vielleicht nicht sooo lange um zur Ruhe zu kommen, bzw. sind vielleicht sogar etwas froh über die Ruhephase.

Ein Tipp, den ich ursprünglich eigentlich nicht mit reinnehmen wollte, weil er mit zusätzlichen Reizen verbunden ist: Hörspiel anmachen. Hier muss man einfach schauen, ob das Kind sich mit Hörspiel entspannen kann, oder ob das genau der Reiz ist, der das Fass schlussendlich zum überlaufen bringt. Mir hilft ein Hörspiel zum Beispiel super um mich zu beruhigen, aber einschlafen kann ich dabei absolut nicht. Dafür höre ich zu aufmerksam zu, selbst wenn ich das Hörspiel schon 700 Mal gehört habe.

Fazit

Ich hoffe, ich konnte euch einige Anregungen geben, die ihr für eure mittagsschlafunwilligen Kids nutzen könnt. Und zwar nicht nur, damit die Kinder zur Ruhe kommen und sich von den Eindrücken des Tages kurz entspannen können. Auch für Eltern/Erzieher ist eine solche Ruhephase der Kinder natürlich goldwert. Ich denke da speziell an Eltern von Kindern, die permanente Beaufsichtigung und Betreuung benötigen. Das kann Eltern extrem viel Kraft kosten und wenn das Kind dann für wenigstens 20 min mal mit sich allein beschäftigt ist und ruhig da liegt, ist das vielleicht genau der Zeitraum der zwingend notwendig ist, um mal kurz Luft zu holen oder meinetwegen eine Aufgabe zu erledigen, wo die Anwesenheit des Kindes eher weniger förderlich ist. Habt einen schönen Tag!

Anne

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