Reizüberflutungen durch zu wenig Schlaf

Guten Tag!

Eltern werden es auch von ihren neurotypischen Kindern kennen: wenn der Nachwuchs in der Nacht zu wenig geschlafen hat, oder der Mittagsschlaf bei kleineren Kindern ausnahmsweise mal ausgefallen ist, sind die kleinen unausgeglichen, knatschig und sind eigentlich mit sich und der Gesamtsituation unzufrieden. Neben Hunger ist bei Babys einer der häufigsten Gründe für das Weinen definitiv Müdigkeit. Aber auch Erwachsene werden es aus eigener Erfahrung kennen: wenn die Nacht (bzw. sogar mehrere Nächte hintereinander) extrem kurz war(en), sind wir am nächsten Tag auf der Arbeit von jeder Kleinigkeit extrem genervt und wollen eigentlich nur in Frieden gelassen werden. Während wir schlafen ist das Gehirn damit beschäftigt, die Eindrücke vom vergangenen Tag zu verarbeiten, Erinnerungen zu speichern oder zu löschen, der Körper regeneriert sich, etc. Ohne eine ausreichende Ruhephase kann unser Gehirn seine Arbeit nicht ordnungsgemäß erledigen und wir können uns nicht gut genug ausruhen, ergo sind wir am nächsten Tag in der Regel matschig und irgendwie unbrauchbar. (Wie viel jeder Mensch an Schlaf braucht, ist natürlich unterschiedlich, aber für die meisten sind 7 - 8 Stunden Schlaf eine ungefähre Dauer, die sie in der Regel benötigen.)

 Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Schlaf bei mir auch einen Einfluss auf die Verarbeitung von Reizen im Alltag hat. Wenn ich zu wenig geschlafen habe, ist das Risiko eine Reizüberflutung zu bekommen, extrem erhöht. An Tagen nach kurzen Nächten (alles unter 6h 45 min ist eigentlich zu kurz, alles unter 6 Stunden ist nahezu kriminell) bin ich in der Regel extrem reizoffen. Das heißt, dass jedes Geräusch, dass ich auch sonst im Alltag wahrnehme ungefähr 3x so laut und anstrengend ist und jedes kratzen vom Pullover mich wahnsinnig macht. Ich habe an diesen Tagen eine unglaublich geringe Toleranz gegenüber jeglichen Reizen und reagiere richtiggehend wütend auf laute Geräusche. Ein einziges Mal während der Ausbildung musste ich mich wegen einer solchen Reizüberflutung (ausgelöst durch eine extrem kurze Nacht, weil ich absolut nicht schlafen konnte), sogar krankschreiben lassen. Ich wäre absolut nicht in der Lage gewesen, in die Ausbildung zu gehen. Habe den ganzen Tag in meinem Bett gelegen, das Zimmer komplett abgedunkelt (auch jegliches Licht war zu viel) und habe mich unter die Decke verkrochen, weil schon die Flugzeuge, die ich eigentlich sonst kaum noch wahrgenommen habe, kaum zu ertragen waren. Ich habe keine Musik gehört, nichts. Wirklich nur in dem abgedunkelten Zimmer bei absoluter Ruhe gelegen und habe versucht zu schlafen. Krass was zu wenig Schlaf auslösen kann oder?

 Gleichzeitig weiß ich, dass ich bei einer Schlafdauer von mindestens 7:30 h extrem ausgeglichen bin und auch Reize viel besser aushalten kann. Da kann zum Beispiel meine Kollegin auf der Rechenmaschine so lange tippen (das Geräusch ist je nachdem was man selber gerade erledigen muss wirklich anders nervig) und die Kinder so laut kreischen wie sie wollen, das ringt mir nur ein müdes lächeln ab und ich gehe ganz normal konzentriert weiter meinen Aufgaben nach. Wenn ich weiß, dass ein extrem reizintensives Event auf mich wartet, schlafe ich in der Regel sogar noch mal vor. Wenn ich zum Beispiel zu einem Derby beim Eishockey gehen möchte, mache ich, zumindest wenn es Sonntags ist, definitiv vorher Mittagsschlaf, weil ich weiß, dass es laut und voll wird. Sonst mache ich keinen Mittagsschlaf, wodurch ich dann meistens auch nicht einschlafen kann, wenn ich es denn mal versuche. Aber schon ausruhen und absolute Stille um mich rum hilft schon, dass ich so entspannt wie nur möglich, in das Spiel gehe. 

Vielleicht helfen euch meine Schilderungen dabei, herauszufinden, warum ihr oder eure Kinder an manchen Tagen so unglaublich reizoffen und gestresst seid, wenn es keinen offensichtlichen Auslöser gibt. Oder ihr übernehmt zum Beispiel die Taktik mit dem vorschlafen... Testet doch mal aus, wie viel Schlaf ihr benötigt, damit euch Reize zumindest den Großteil des Tages egal sind! :-)

Habt einen schönen Tag!
Anne

Kommentare