Anregungen für ein autismusfreundliches Kino

Guten Tag!

Vorner ganzen Weile habe ich schon einmal darüber geschrieben, welche autismus-spezifische Probleme bei einem Kinobesuch auftreten können. Es wurde tatsächlich mal eine Studie dazu durchgeführt und ich hatte versprochen, dass ich den Studienleiter mal angeschrieben hatte, um mit ihm ein Interview darüber zu führen. Leider habe ich bis heute keine Antwort bekommen, also schreibe ich heute mal darüber, was meines Erachtens erforderlich wäre, um einen Kinobesuch für autistische Menschen angenehmer zu gestalten.
  • Leichtes Dämmerlicht
Ich finde besonders diese krasse Dunkelheit im Kino immer wirklich schwierig. Viel angenehmer wäre es, wenn ein kleines Dämmerlicht an wäre, sodass man seine Umgebung durchgängig im Blick haben kann. Gerade wenn der Film extrem spannend ist, kann man sich zwischendurch mit dem umschauen durch die Umgebung sehr gut erden, weil man sich immer wieder bewusst machen kann: okay, ich bin nur im Kino. Natürlich weiß man das ohnehin, aber trotzdem kann das helfen. Es macht mich persönlich wirklich unruhig, wenn meine Umgebung nicht sichtbar für mich ist und ich gezwungen bin, mich ausschließlich auf den Film zu konzentrieren. 
  • freie Platzwahl ohne Preisunterschied
Es gibt hundert Meinungen darüber, von welchem Sitzplatz der Film am besten genossen werden kann. Wenn ich zum Beispiel ins Kino gehe, suche ich mir grundsätzlich einen Platz ganz am Rand aus, der auch noch sehr dicht am Ausgang ist. Andere fühlen sich genau in der Mitte am wohlsten. Mich interessiert es gar nicht unbedingt, von wo ich den Film am besten sehen kann, sondern wo ich mich am sichersten fühle. Ich könnte mir vorstellen, dass es vielen anderen AutistInnen nicht anders geht. Darum finde ich die Preisaufschläge z. B. hinten in der Mitte nicht so unbedingt sinnvoll. Ich fände es gut, wenn jeder einen Grundpreis bezahlt und sich dann hinsetzt wo er mag. Wenn das alle machen ist es doch auch schon wieder gerecht.
  • Möglichkeit einer Filmzusammenfassung
Für die meisten Menschen wäre es ein absolutes No-Go, wenn sie vorher genau wüssten, was in dem Film passiert bzw. gar wie er enden wird. Wenn ich die Möglichkeit dazu habe, google ich immer die Handlungszusammenfassung des Films den ich schauen möchte. Am allerbesten sind die Filme, die ich schon ca. 200 Mal geschaut habe. Weil die keine Überraschung bereithalten, ich kann mich vollkommen entspannen und mich einfach beschallen lassen. Es sollte grundsätzlich die Möglichkeit geben, eine Handlungszusammenfassung mit vielen Details an der Kinokasse erhalten kann, sodass man sich optimal auf den Film vorbereiten kann. Wer das nicht mag, muss dieses Angebot ja nicht wahrnehmen. Wer es dagegen braucht, um ein entspannendes Kinoerlebnis zu haben, kann das Angebot wahrnehmen. Jeder das was er braucht. Vor allem ist wichtig, wie lange der Film dauert, wann er WIRKLICH anfängt (vorher ist ja immer Werbung) und wann man das Kino wieder verlassen kann. Je besser man sich auf den Kinobesuch vorbereiten kann, desto entspannter ist er meines Erachtens. 
  • Man sollte eigene Snacks mitbringen dürfen. 
Ich verstehe es, dass das Kino das mitbringen von eigenen Snacks verbietet - sie wollen ja Geld verdienen. Viele Autisten essen allerdings sehr selektiv und können möglicherweise mit den angebotenen Snacks nichts anfangen und müssten daher leer ausgehen. Das ist meines Erachtens ein bisschen schade. Wieso kann nicht jeder einfach das mitbringen, was er gerne isst oder trinkt? Es gibt ganz bestimmt trotzdem immer noch genug Kinobesucher, die das Angebot vom Kino kaufen würden. 

Wenn es also unter meinen Lesern einen Kinobetreiber geben sollte: lassen Sie sich gern inspirieren! :) Ich habe ganz bestimmt auch noch ein paar weitere Anregungen auf Lager, was ein autismusfreundliches Kino (für mich) ausmacht. 

Habt einen schönen Tag!
Anne

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