Greta Thunberg - eine Autistin?

Hallo!

Wer kennt sie mittlerweile nicht? - Greta Thunberg. Gerade wenn es um das Thema Umwelt geht, kommt das Gespräch doch auf jeden Fall über kurz oder lang bei dieser jungen Dame raus. Sie hat die Friday-for-Future-Demos ins Leben gerufen, bei denen Jugendliche immer Freitags für den Klimaschutz demonstriert haben und deswegen nicht die Schule besucht haben. Das hat heftige Diskussionen ausgelöst und auch Gretas Forderungen mag nicht jeder verstehen und für gut befinden. Darum soll es aber heute nicht gehen und ich bitte euch herzlich unter diesem Beitrag keine politische Diskussion anzufangen. Viel interessanter finde ich, dass sie von sich selbst sagt, dass sie das Asperger-Syndrom, also eine Form von Autismus hat. Darüber gab es fast noch mehr Diskussionen, weil viele der Meinung waren, dass das alles nur gestellt ist. Ich selber werde dazu keine Äußerung treffen, denn ich habe sie nicht diagnostiziert, ich kenne sie nicht persönlich und ich bin nicht Greta Thunberg, bzw. irgendein Angehöriger von ihr. Wer wäre ich denn, wenn ich von irgendjemand die Diagnose anzweifeln würde. Ich möchte lediglich auf die Thesen der Diskutierenden eingehen und sie entweder entkräften oder bestätigen.

Spezialinteresse Klimawandel

Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass sie Autismus hat - dann gehe ich stark davon aus, dass sie als Spezialinteresse den Klimawandel hat. Sie beschäftigt sich damit bereits seit dem 9. Lebensjahr. Welcher neurotypische neunjährige setzt sich mit so einem Thema auseinander und vor allem mit solcher Motivation, Ausdauer und Inbrunst? Das ist ja ein Thema was bereits Erwachsene eigentlich zum Teil überfordert, bzw. für sie uninteressant ist, obwohl es das sein sollte. Auch die Tatsache, dass sie sogar mit gutem Beispiel voran geht - sich vegetarisch ernährt, ihre Eltern dazu gebracht hat, weniger Flugreisen zu machen (obwohl ihre Mutter das beruflich eigentlich benötigt), vor Politikern spricht, etc. All das spricht dafür, dass sie für dieses Thema über ein normales Maß deutlich hinausgeht, ich würde hier von einem Spezialinteresse sprechen, was definitiv auf Autismus hindeuten würde.

Autisten könnten niemals an Demos teilnehmen (wegen den Menschenmassen)

Jein. Viele Autisten mögen Menschenmengen tatsächlich nicht und haben auch Schwierigkeiten mit den Geräuschen, die durch die verschiedenen Menschen auf sie einströmen. Es ist jedoch absolut falsch zu sagen, es würde gegen Autismus sprechen, nur weil sie an politischen Aktionen teilnehmen kann. Gerade wenn es um unser Spezialinteresse geht, können wir einiges mehr in Kauf nehmen, als wenn der Grund dafür uns nicht besonders beeindruckt. Man würde auch nicht annehmen, dass ich auf den Rummel gehen könnte - viel zu laut und zu voll und zu bunt für einen Autisten... Nun ist Schaustellerei aber mein Spezialinteresse - ich gehe massiv gern auf die Kleinmesse (Rummel in Leipzig) und benötige in vielen Fällen noch nicht einmal Gehörschutz. Ganz einfach, weil ich eine enorme Motivation in mir habe, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und wo geht das besser als direkt vor Ort. Dann möchte ich alles auch mit vollen Sinnen erleben. Dafür nehme ich sogar die vielen Reize und Menschen in Kauf. Und genauso wird es Greta Thunberg auch gehen. Sie möchte sich mit all ihrer Motivation um den Klimaschutz bemühen und dafür nimmt sie z. B. auch die Menschenmengen in Kauf. Der Klimaschutz ist ihr Spezialinteresse - sie brennt für dieses Thema und ist Feuer und Flamme. Ich kann das nachvollziehen, dass sie dafür über ihre Grenzen hinausgeht.

Der Gegenwind ist ihr egal.

Greta muss leider extrem viel Kritik einstecken und wird von vielen unsachlichen Menschen wirklich übel beleidigt. Sie wäre nicht mehr ganz dicht - man müsse sie zu einem Psychiater bringen, sie würde doch nur schauspielern und was nicht noch alles. Es ist teilweise wirklich abartig, was erwachsene Menschen von sich geben, nur weil sie nicht nachvollziehen können, wie wichtig das Thema ist. Jeder der so einen abartigen Kommentar verfasst hat, sollte selber mal überlegen, ob bei ihm noch alles richtig läuft. Fakt ist aber, dass sie sich davon überhaupt nicht beirren lässt. Fast jeder neurotypische Mensch, vor allem im Teenageralter hätte sich schon längst zurückgezogen und wäre an der heftigen Kritik zu Grunde gegangen und hätte sich gesagt: "Ach macht doch alle was ihr wollt." Aber hier spielt vermutlich wieder das Spezialinteresse mit rein. Der Schutz unserer Erde ist ihr so wichtig, dass sie die Kritik ignoriert - sie ist der festen Überzeugung, dass sich etwas ändern muss, egal welchen Gegenwind ihr das einbringt. Autisten können bisweilen wirklich seehr hartnäckig und stur sein. Jeder der mich näher kennt, wird das bestätigen können. Zum anderen interessiert es manche Autisten aber auch schlichtweg nicht, wie ihre Meinung beim Gegenüber ankommt. Wenn es ihrer Meinung nach die Wahrheit ist, sprechen manche diese vollkommen unverblümt und knallhart aus, ob er dadurch ausgeschlossen wird oder nicht.

Ein Autist braucht feste Strukturen - das herumreisen passt nicht dazu.

Greta Thunberg reist für die verschiedenen Aktionen quasi um die halbe Welt, um überall auf das Thema aufmerksam zu machen und mit den verschiedensten Leuten zu sprechen. Kritiker sind der Auffassung, dass das gegen Autismus sprechen würde. Es stimmt, das Autisten sehr viel Struktur benötigen und eigentlich lieber in ihrem gewohnten Umfeld sind. Aber ich habe von einem Autisten gelesen, der mit seinen Eltern sehr gern umherreist. Voraussetzung ist sein sicheres Wohnmobil in das er sich jederzeit zurückziehen kann, wann immer er das benötigt. Auch ich mache gern Tagesausflüge, weil ich gern z. B. Burgen besuche aber auch unheimlich gern im Auto mitfahre. Ich muss aber abends wieder zu Hause sein - woanders übernachten ist eigentlich nur im Notfall drin. So ist jeder Autist unterschiedlich in seinen Bedürfnissen. Wir wissen nicht, welche Rituale Greta vielleicht jeden Tag vollzieht und welche Voraussetzungen für sie erfüllt sein müssen, damit sie woanders übernachten kann. Allein wegen dieser Tatsache würde ich grundsätzlich niemals Autismus ausschließen.

Greta spricht eigentlich kaum etwas negatives an ihrem Autismus an

Das ist tatsächlich das Einzige, das mich so richtig stutzig macht. Sie bezeichnet Autismus quasi als ihre größte Superkraft und beschreibt ihn als absolut hilfreich um in ihrem Ziel voranzukommen. Ja, es mag für diesen Zweck hilfreich sein, weil sie dadurch extrem hartnäckig ist. Aber ich kenne eigentlich so gut wie keinen Autisten, der derartig begeistert ist, Autismus zu haben. Egal welche Autismusform - eigentlich gerät jeder Autist gelegentlich an seine Grenzen und wünscht sich, den Autismus los zu werden. Eine Psychologin meinte mal: wenn sie bei der Diagnostik fragt, ob sich derjenige den Autismus weg wünschen würde und er antwortet mit nein, schließt sie Autismus nahezu aus. Kein Autist den ich kenne, würde seine Besonderheit durchweg positiv beschreiben, muss ich mal ganz ehrlich so sagen. Aber es mag sein, dass Greta die Schwierigkeiten nicht als solche wahrnimmt, weil sie Probleme hat, ihre eigenen Gefühle zu reflektieren.

Fazit

Ich weiß natürlich nicht, ob Greta Thunberg Autismus hat oder nicht. Aber ich vermute, dass ich einige steile Thesen der Kritiker ein bisschen entschärfen konnte. Ich möchte betonen, dass niemand es sich herausnehmen sollte zu entscheiden, ob irgendjemand wirklich Autismus (oder was auch immer für eine Erkrankung) hat. Die meisten bauen ihr "Wissen über diese Erkrankung" aus Vorurteilen auf, die sie mal irgendwann im Fernsehen gesehen haben. Und es ist einfach unverschämt, jemandem eine Diagnose absprechen zu wollen, besonders wenn man sie wie in diesem Fall so gut wie gar nicht kennt, sondern nur wenige Augenblicke von ihr im Fernsehen sieht.

Habt einen schönen Tag.
Anne 

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