Hallo!
Nun habe ich schon eine ganze Menge über das Thema Autismus und Ernährung geschrieben, bin aber noch gar nicht auf Restaurantbesuche eingegangen. Auch diese können nämlich für Familie/Freunde von autistischen Menschen zu einem echten Erlebnis werden. 😜 Meine Familie kann ein Lied davon singen. :-) Ich möchte heute einfach meine Erfahrungen mit diesem Thema teilen. Ziemlich sicher werdet ihr einige Punkte wiedererkennen aus eurem Alltag als AutistIn oder Angehöriger/Bekannte von AutistInnen. Und das ist im Prinzip auch das Hauptziel dieses Beitrags. Dass ihr merkt, dass ihr in bester Gesellschaft seid. 😊
Wo gehen wir am besten essen?
Damit fängt das "Problem" meist schon an. Ich bin extrem wählerisch. Wenn ich die Wahl hätte, würde es immer entweder: in eine Gaststätte mit deutschen Gerichten, zum Griechen, Italiener oder Pizzahut/andere Pizzaria oder zum klassischen "Dönermann" gehen. Alles andere lehne ich eigentlich kategorisch ab, weil es sich dabei um etwas "Neues"/"Unbekanntes" handelt. Ich kann mir nichts darunter vorstellen, weiß nicht was es dort zu essen gibt und weiß natürlich auch nicht, ob es mir schmeckt. Meine Familie ist da viel experimentierfreudiger - sie wollen auch mal neue Gerichte probieren bzw. sind sie in ihrem Umfang an Restaurants/Gerichten, die sie mal probieren würden, wesentlich umfangreicher aufgestellt. "Sushi, Burger, vietnamesisches/chinesisches Essen, oder vollkommene Geheimtipps - warum nicht? Kann man doch mal machen." Wir haben den Kompromiss getroffen, dass sie solche Restaurantbesuche dann einfach allein mache und ich mit ihnen zu Restaurants gehe, die in meinem Repertoire sind und auf die sie auch Appetit haben. Inzwischen bin ich aber auch schon ab und zu in Restaurants mitgegangen, von denen ich nicht hundertprozentig gewusst habe, was mich dort erwartet bzw. was nicht zu 100 % meinem Geschmack entspricht. Dafür brauche ich aber vorherige Bedenkzeit.
Was esse ich in den Restaurants?
Spoiler: ich esse eigentlich immer dasselbe. Es kommt seeeehr selten bis gar nicht vor, dass ich mal etwas probiere, dass ich noch nie gekostet habe. Das hat den Vorteil, dass meine Begleiter kein Problem kriegen sollten, wenn ich zum Bestellzeitpunkt gerade auf der Toilette sein sollte - ich nehme ja immer dasselbe - wenn das auf der Karte ist, wissen sie schon Bescheid. Beim Bäcker z. B. ist das schon witzig, die Fachverkäuferin guckt mich nur an: "Wie immer?" Und ich grinse dann nur und nicke. Aber auch wenn ich in denselben Restaurants essen gehe, wissen die Kellner teilweise schon, was ich bestelle. Man könnte jetzt meinen, dass das langweilig wäre. Neurotypen probieren ja gern mal etwas neues aus, aber mir geben die immer gleichen Gerichte Sicherheit. Ich weiß wie es ungefähr schmecken wird - es ist keine Überraschung. Ich weiß dass ich es vertrage (habe ein paar Allergien, die eigentlich gar nicht so stark sind, aber deswegen toleriere ich eigentlich nur sehr bekannte Gerichte) und weiß, dass es mir auf jeden Fall schmeckt.
Wenn ich aber teilweise gar nichts finde, was ich mag, kann es durchaus vorkommen, dass ich nur Pommes oder wie einmal beim Vietnamesen Reis mit Soße bestelle, wobei die Soße extra gebracht werden musste. Ich fand an diesem Abend die Essstäbchen sehr interessant und habe immer wieder ein Häufchen Reis genommen und kurz in die Soße eingetunkt. Meine Familienmitglieder haben mir an dem Abend mehrfach vorgeschlagen, doch die Soße über den Reis zu schütten. Aber dann hätte ich ihn nicht gegessen - ich musste in vollem Umfang bestimmen können, wie viel Soße den Reis berührt.
Anpassungen der Gerichte von meiner Seite
Wenn gleich es für meine Mitmenschen vielleicht auch manchmal peinlich ist: wenn auf der Karte irgendein Bestandteil vom Gericht zu den Nahrungsmitteln gehört, die ich nicht toleriere, MUSS ich diese "abbestellen". Bei Nudeln sage ich immer: ohne Käse. Bei Pommes grundsätzlich "ungesalzen", weil ich die Pommesgewürze auf den Tod nicht ausstehen kann, ansonsten sage ich grundsätzlich: ohne Zwiebeln. Also mit Bitte und Danke, aber eben diese Bestandteile werden von mir grundsätzlich abbestellt. Wenn diese im Gericht enthalten wären, könnte ich es tatsächlich nicht essen. Also ich vertrage es schon, aber dann ist für mich das Gericht versaut. Ich kann dann auch nicht ein Auge zudrücken und es trotzdem essen - es ist dann ungenießbar. Klar versuche ich die ungewünschten Bestandteile auszusortieren, wenn sie denn versehentlich drin gelandet sind, weil sie auf der Karte nicht mit benannt wurden, aber in der Regel kann ich es dann nicht mehr essen, weil das Gericht dann danach schmeckt. Ich kriege auch immer eine Krise, wenn die Rezeptur verändert wurde und plötzlich z. B. Zwiebeln an der Carbonara oder am Nudelauflauf sind, obwohl die dort früher nicht dran waren. Was soll denn das? Kann man die Gerichte nicht einfach so belassen wie sie sind?
Verhalten im Restaurant
Also grundsätzlich weiß ich natürlich wie man sich im Restaurant angemessen verhält, meine Eltern haben mich ja schließlich erzogen. Was ich allerdings häufiger mitbekomme ist, dass ich die Gesprächslautstärke, die sonst am Abendbrottisch normal ist, in Gaststätten oder Restaurants offenbar zu laut ist. So richtig kann ich das nicht nachvollziehen. Gut, vermutlich damit die anderen Gäste nicht dadurch gestört werden. Aber sie könnten doch genauso laut sprechen wie es ihnen passt?
Außerdem habe ich das Ritual entwickelt, dass ich beim frühstücken/Abendbrot essen das Weiche aus dem Brötchen hole und vorher esse, also bevor die Hülle dran kommt. Was zu Hause in Ordnung ist, soll man beim Frühstück in Jugendherberge/Hotel/Frühstückslokal nicht machen. Es würde nicht appetitlich aussehen. Aber ganz ehrlich? Die Konsistenz vom Brötchen ist doch eine ganz andere, wenn das weiche drin bleiben muss?! Ich weiß, dass Neurotypen die Konsistenz nicht so wichtig ist wie Autisten, aber das muss doch einleuchten, dass das nicht dasselbe ist? Aus dem Grund halte ich mich auch nicht an diese Benimmregel. An der Stelle ist es mir schlichtweg egal, was die Leute denken - das weiche Zeug im Brötchen muss extra gegessen werden.
Das wäre so das, was mir einfällt, wenn ich an das Thema Restaurant denke. Der Beitrag ist mal etwas kürzer, aber das ist ja auch mal nicht so schlimm. :-) Habt einen schönen Tag.
Anne
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