Autismus - Was ist das überhaupt?

Guten Tag!

Wenn man sich mit dem Thema Autismus beschäftigt, werden einem recht schnell folgende Begriffe um die Ohren geworfen: Autismus-Spektrums-Störung, Kanner-Autismus, Frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom, Atypischer Autismus, autistische Züge...  Aber was ist das denn alles? Ist es vielleicht ein und dasselbe und nur unterschiedliche Begrifflichkeiten? Zumindest kommt außer beim Asperger-Syndrom überall das Wort Autismus vor. Ist das Asperger-Syndrom demzufolge nicht mal Autismus? Und ist das nicht die mildere Form vom Autismus? In den nächsten Beiträgen möchte ich die unterschiedlichen Begriffe mal ein bisschen sortieren und ein bisschen Licht ins Dunkel bringen. Da ich nicht voraussetzen kann, dass jeder der diesen Blog liest, Vorwissen über Autismus hat, möchte ich euch mit dem heutigen Beitrag auf einen gemeinsamen Stand bringen. 

Was ist Autismus überhaupt?

Bei Autismus handelt es sich um eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die schon seit der Geburt besteht und nicht heilbar ist. Das Gehirn eines autistischen Menschen unterscheidet sich von dem neurotypischer Menschen. Dadurch haben Autisten eine andere Wahrnehmungsverarbeitung, sie kommunizieren und interagieren anders und haben andere Denk- und Lernstile als Neurotypen. Außerdem weisen sie einige Verhaltensweisen auf, die Neurotypen mitunter nicht verstehen können, weil sie diese eben von sich selbst nicht kennen. (Was aber auf Gegenseitigkeit beruht, autistische Menschen haben große Schwierigkeiten, sich in Menschen hineinzuversetzen, die kein Autismus haben, wodurch immer wieder Missverständnisse auftreten.) Grundsätzlich kann man also sagen, es handelt sich um eine andere Arbeitsweise des Gehirns, eine neurologische Besonderheit. Etwa 1 - 2 % aller Menschen sind von Autismus betroffen.

Welche Symptome treten bei Autismus auf?

Wenn Autismus diagnostiziert wird, wird auf verschiedene Diagnosekriterien geachtet. Ich könnte jetzt sämtliche Fachbegriffe auflisten und den kompletten ICD10-Katalog abpinseln, aber das halte ich für weniger sinnvoll. Schließlich ist das hier ein Blog und kein Medizinlexikon. Stattdessen werde ich versuchen, einfache Beispiele zu den Bereichen zu finden. 

1. Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion

- fehlender Blickkontakt, fehlende Gestik und Mimik (all das wird ja zur Interaktion mit anderen Menschen genutzt

- mangelnde Motivation Emotionen wie Freude, Trauer, Wut und Angst mit anderen zu teilen

- Schwierigkeiten Freundschaften zu schließen und diese dann auch beizubehalten

- der autistische Mensch hat kein Interesse an Körperkontakt zur Kontaktaufnahme
 
2. Auffälligkeiten in der Kommunikation

- es wird spät oder gar nicht sprechen gelernt

- der Mensch wiederholt immer wieder dieselben Phrasen/Sätze (stereotypes Verhalten) oder wiederholt lediglich das, was eine andere Person gesagt hat (Echolalie)

- es fällt dem Menschen schwer ein Gespräch zu beginnen, zu führen und beizubehalten

3. Eingeschränkte Interessen/Verhaltensweisen

- es werden immer wieder dieselben Bewegungen durchgeführt, Sätze wiederholt

- das Kind/der Erwachsene hält "zwanghaft" an bestimmten Ritualen fest, ob sie sinnhaft sind oder nicht

- es tritt starke Unruhe auf, wenn sich irgendetwas verändert

- das Kind interessiert sich nur für eines oder ein paar weitere wenige Themengebiete und beschäftigt sich damit aber fast ununterbrochen, alles andere ist für das Kind irrelevant

- Spielzeug wird nicht so bespielt wie es eigentlich gedacht wäre (z. B. hab ich mit Playmobil nicht gespielt, sondern in der Regel nur die Figuren in einer Reihe aufgestellt) oder gar nicht benutzt, sondern das Kind interessiert sich eher für die Oberflächenbeschaffenheit oder erfreut sich an den Geräuschen, die sie machen)

4. Sonstige Auffälligkeiten

- das Kind reagiert mit Über-/oder Unterempfindlichkeit auf bestimmte sensorische Reize

Die Beispiele die ich aufgelistet habe, sind bei Weitem nicht abschließend, aber ich denke, sie erklären am besten, was mit diesen Bereichen gemeint ist. Damit die Diagnose Autismus gestellt wird, müssen bestimmte Teilbereiche massiv beeinträchtigt sein und andere Teilbereiche zumindest betroffen sein. Wie das konkrete Verhältnis sein muss, weiß ich allerdings auch nicht so genau.

Was hilft gegen Autismus?

Wie ich oben bei den Grundsatzinformationen geschrieben habe, ist Autismus nicht heilbar. Es gibt kein Medikament oder eine Therapie, die ihn vollständig verschwinden lassen. Man kann aber das Leben von autistischen Menschen mit Methoden wie TEACCH aber vereinfachen, bzw. mit Therapien wie Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie, autismusspezifischer Frühförderung oder Autismustherapie die vorhandenen Fähigkeiten verbessern, bzw. Schwierigkeiten ausgleichen. Zu TEACCH und der umstrittenen ABA-Therapie habe ich bereits einen gesonderten Beitrag geschrieben, weitere Beiträge zu Therapiemethoden werden folgen. 

Was sind autistische Züge?

Menschen mit autistischen Zügen haben keinen Autismus. Sie weisen zwar Verhaltensweisen einer autistischen Person auf, aber nicht genug um eine offizielle Autismus-Diagnose zu bekommen. Entweder sie haben zu wenig Symptome oder aber in zu niedriger Intensität. Sie sind definitiv nicht neurotypisch, aber auch nicht autistisch - sie befinden sich quasi in einer Grauzone zwischen Autismus und "Normalität". Wenn die Person durch ihre Verhaltensweisen in ihrem Leben nicht wesentlich beeinträchtigt wird, wird in der Regel keine Diagnose gestellt. 

Was ist eine Autismus-Spektrums-Störung?

Früher wurde bei der Diagnostik zwischen dem Atypischen Autismus, dem Asperger-Syndrom und dem Frühkindlichen Autismus ganz konkret unterschieden. Seit Mai 2013 werden die verschiedenen Autismusformen allerdings alle unter der Diagnose "Autismus-Spektrum-Störung" zusammengefasst. Grund dafür ist, dass die Forschung zu dem Ergebnis gekommen ist, dass sich bei der Diagnostik oft nicht konkret abgrenzen lässt, welche Form des Autismus konkret vorliegt. Die Forschung ist der Auffassung dass Autismus so unterschiedlich in den Verläufen und der Intensität der Beeinträchtigung sein kann, dass es teilweise unmöglich ist, sich auf eine konkrete Form festzulegen. Wenn man bei der Diagnose jetzt quasi keine konkrete Bezeichnung mehr bekommt, bedeutet das nicht, dass man kein richtiger Autist ist, sondern man fällt einfach unter die neue Regelung.  

Streng genommen gibt es die Diagnosen Frühkindlicher Autismus, Asperger Syndrom und Atypischer Autismus nicht mehr. Da aber immer noch viele Menschen und mit Sicherheit auch einige Fachkräfte immer noch mit diesen Begrifflichkeiten arbeiten, werde ich sie in den nächsten Beiträgen dennoch erläutern. Ihre Existenz verschwindet ja auch nicht allein deswegen, weil sie nun plötzlich alle unter einer Diagnose zusammengefasst werden, die Autismusarten gibt es ja nachwievor. 

Wer kann eine Autismus-Diagnose stellen?

Autismus kann nur von speziell geschulten Ärzten/Psychologen diagnostiziert werden. Ein Kinderarzt oder Hausarzt hat nicht das notwendige Fachwissen, um eine solche Diagnostik durchführen zu können. Darum muss man meistens mit einer längeren Wartezeit rechnen, wenn man eine Diagnostik durchführen lassen möchte. Bei Kindern beinhalt die Diagnostik:

- autismus-spezifische Diagnostik
- Intelligenz- und Entwicklungsdiagnostik
- medizinische Diagnostik

Zum aktuellen Zeitpunkt kann ich noch nichts konkreteres über das Diagnostikverfahren schreiben, da ich nur meine eigene Diagnostik erlebt habe und mich darum zunächst intensiver mit diesem Thema beschäftigen muss. Wann das sein wird, kann ich jetzt allerdings noch nicht konkret festlegen. 

So, jetzt habt ihr einen ersten Überblick über Autismus und wir können in den nächsten Beiträgen auf die unterschiedlichen Autismus-Formen eingehen. 

Habt einen schönen Tag.
Anne

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