Wenn einem der Autismus Steine in den Weg legt

Hallo,

heute ist eigentlich Samstag, der 19.06. Und eigentlich wäre ich jetzt in dem Moment eigentlich nicht vor dem Laptop in meiner Wohnung, sondern wäre gemeinsam mit meiner Freundin bei einer Veranstaltung vom Eishockey. Heute findet dort eine Autogrammstunde mit mehreren Spielern statt und vor allem wäre das meine Chance gewesen, mich von meinem Lieblingsspieler zu verabschieden, der leider in der kommenden Saison in einem anderen Bundesland spielen wird und daher wechselt. Nun bin ich aber in meiner Wohnung und schreibe einen Blogeintrag. Wie das? 

Ich bekomme durch heiße Temperaturen sehr schnell eine Reizüberflutung. Die Klamotten kleben an der Haut, es ist allgemein heiß, die Haut juckt, wenn der Schweiß darüber läuft, die Haare sind feucht, etc. Dieser Überschuss an Reizen führt dazu, dass ich richtiggehend aggressiv werde. Ich kann es einfach nicht aushalten. Nun sollte die Veranstaltung aber draußen stattfinden, also in der prallen Sonne - ich war aber schon von der kurzen Strecke zum Supermarkt überreizt. Dazu wären die Emotionen gekommen, die durch den Abschied mit meinem Lieblingsspieler aufgetreten wären. Plus viele Menschen in der Umgebung, von denen ich 90 % ewig nicht mehr gesehen habe. Es wäre ein heilloses Chaos geworden und hätte höchstwahrscheinlich zu einem heftigen Meltdown geführt. Ich habe mich nun also schweren Herzens entschlossen, dass ich hier in der halbwegs "kühlen", abgedunkelten Wohnung bleibe und ihm nachher per Videotelefonie tschüss sage. Dann kann ich den Abschied wahrnehmen, muss mich aber nicht dutzenden Reizen aussetzen.

Trotzdem ist es genau in solchen Momenten unfassbar frustrierend und enttäuschend, wenn der Autismus so reinkickt. Da wären heute ein Haufen von lieben Bekannten gewesen, die ich hätte endlich mal wieder sehen können, aber nein... Ich musste aber darauf verzichten, da ich es keinem der dort anwesenden Menschen zumuten möchte, dass sie miterleben, wie ich mit einem Meltdown am Boden hocke und komplett durchdrehe. Dann hätte nicht mehr nur ich das Problem gehabt (das ist ja auch höllisch anstrengend), sondern hätte die Anwesenden auch noch in eine extreme Zwickmühle gebracht. Ganz ehrlich: jeder der sich nie den Autismus wegwünscht, sondern behauptet, er hätte nie Probleme damit autistisch zu sein, der ist einfach kein Autist. Das sage ich so wie es ist. 

Ich hoffe, dass es bald endlich wieder kühler wird, Habt einen guten Tag.
Anne

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