Tipps für den Schulanfang

Hallo!

Nun dauert es nicht mehr lange und für viele Kinder geht der Ernst des Lebens los. Sind sie nicht eigentlich gerade erst geboren wurden? Und nun kommen sie plötzlich schon in die Schule. Krass, wie die Zeit vergeht oder? Für alle Kinder ist das ein unfassbar aufregendes Ereignis - vollkommen neue Kinder/Lehrer, der Abschied von den Kitafreunden/Erziehern, unbekannte Umgebung, die gewohnten Routinen funktionieren nicht mehr, ... Was für neurotypische Kinder schon extrem spannend und anstrengend ist, kann Kindern im Autismus-Spektrum vor größere Schwierigkeiten stellen. Damit der Schulstart stressfrei und so entspannt und schön wie möglich funktionieren kann, möchte ich heute ein paar Tipps geben, wie man das Kitakind auf die Schulzeit vorbereiten kann. 

1. Offen mit den Erziehern/Lehrern sprechen

Es gibt sowohl die Möglichkeit, dass euer Kind auf eine Schule kommt, die auf Kinder mit speziellem Förderbedarf ausgerichtet ist (Förderschule), oder auf eine Regelgrundschule kommt. Das hängt natürlich von der schulärztlichen Untersuchung und den Empfehlungen der PsychologInnen/ÄrztInnen und Therapeuten und eurem Wunsch ab. Egal ob euer Kind auf eine Förder- oder Regelschule kommt - es ist grundsätzlich immer sinnvoll, offen mit den Mitarbeitern der Schule zu sprechen. Nur wenn sie die "Baustellen" eures Kindes kennen, können sie sich auch gut auf die Bedürfnisse einstellen und ggf. Anpassungen vornehmen, die euer Kind benötigt, um gut an der Schule lernen zu können. Ob man die Diagnose den Mitschülern in der Klasse sagt, ist natürlich etwas, das man gemeinsam mit dem Kind und dem Klassenlehrer besprechen sollte. 

2. Vorher das Schulgebäude anschauen und die Klassenlehrerin kennenlernen

In vielen Schulen ist es möglich, dass sich die Kinder und Eltern vorab schon einmal die Schule anschauen und vielleicht sogar schon mal die Klassenlehrerin kennenlernen können. Das hätte den Vorteil, dass nicht sämtliche Neuheiten auf einmal auf euer Kind einprasseln, wenn es den ersten Tag in der Schule ist. So würde es dann zumindest schon mal die neue Umgebung und die Klassenlehrerin kennen, und es wären nur die Routinen und die KlassenkameradInnen neu. Vielleicht könnt ihr ja auch Fotos von den Bereichen machen, in denen sich euer Kind am häufigsten aufhalten wird (also z. B. Pausenhof, Speiseraum, Klassenraum - falls er dann schon so aussieht, wie er zu Schulanfang aussehen wird, Hort, etc.) Die könnte man dann zu Hause sichtbar aufhängen, das Kind kann sich dann schon mal ganz langsam daran gewöhnen. 

3. Neue Routinen schon einüben

Wenn ihr die Schule und die Mitarbeiter sowieso kennenlernt, könnt ihr ggf. auch gleich erfragen, wie der klassische Tagesablauf an dieser Einrichtung ist. Dann könnt ihr mit eurem Kind, z. B. in den Ferien schon mal anfangen, diesen Ablauf mal in euren Alltag zu integrieren. Also quasi so tun, als ob es in die Schule geht - mit aufstehen, frühstücken, zur Schule gehen (Rückweg kann man dann ja fahren), Spielzeit, Pause, ...). Nicht alles auf einmal, sondern stückweise. Quasi erst einmal nur spielerisch zeigen, wie man sich früh für die Schule fertig macht - am besten tatsächlich schon mit der richtigen Uhrzeit, dann richtet ihr euch mal gemeinsam nach den zukünftigen Pausenzeiten, dann übt ihr mal wie es ist, den Schulweg zu bestreiten, etc. Vielleicht will euer Kind ja auch schon mal den neuen Ranzen ausprobieren? Das ist ja doch etwas anderes, als der leichte Kitarucksack! Je näher die Schulzeit rückt, desto größer muss die Übereinstimmung dann natürlich im Alltag sein, damit euer Kind eben darauf vorbereitet ist, und nicht durch den neuen Ablauf vollkommen aus der Bahn geworfen wird. 

4. Bezieht euer Kind in alle Vorbereitungen mit ein. 

Wenn die Schule startet, kommen natürlich auch viele neue Gegenstände in das Leben eures Kindes - plötzlich hat es einen Ranzen, eine eigene Federtasche, vollkommen neue Stifte, Hefter, etc. Je nach Schwere des Autismus kann es für autistische Menschen sehr anstrengend sein, wenn es plötzlich von all den neuen Eindrücken überrollt wird. Es kann also helfen, wenn ihr mit dem Kind gemeinsam die Schulmaterialien einkaufen geht (insofern es das von den Reizen schafft) und es vor allem auch ausprobieren lasst, wie sich die Materialien anfühlen. Stift ist z. B. nicht gleich Stift - bedenkt immer, dass Autisten eine veränderte Reizwahrnehmung haben. Schon eine dreieckige Stiftform kann sich ganz anders in der Hand anfühlen und für den Autisten nicht tolerierbar sein... Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass es dann nicht von den Gegenständen überrascht wird. Es kann sich langsam daran gewöhnen.

5. Schulmaterialien schon mal in Reichweite des Kindes legen

Die Chance ist groß, dass wenn die neuen Materialien schon mal ganz offiziell in der Reichweite der Kinder liegen, sie sich freiwillig schon mal damit beschäftigen. Ist ja spannend! So können sie sich in Ruhe schon mal an die neuen Materialien gewöhnen und vielleicht wollen sie ja auch schon ein bisschen damit malen oder "schreiben"...

6. Zeit bis zum Schulanfang veranschaulichen

Gerade bei so großen Veränderungen wie Kita - Schule ist es wichtig, dass die Kinder sich so gut wie möglich daraufeinstellen können. Je nachdem welches Struktursystem ihr habt, könntet ihr z. B. einen Kalender anbringen - jeden Tag wird ein Tag durchgestrichen, oder ein Maßband - 1 Tag = ein Zentimeter. So kann das Kind sehen, wie das Warten bis zur Schule immer kürzer wird, wann der Abschied von der Kita ansteht, etc. Es ist vorhersehbarer.



Habt keine Sorge, euer Kind wird sich garantiert gut in die neue Situation reinfinden, wenn ihr ein paar kleine Vorbereitungen trefft. Und die Erzieher und Lehrer nehmen ja auch nicht zum ersten Mal neue Schulkinder unter ihre Fittiche. Die haben ja auch ein Händchen... :)

Einen tollen Schulanfang
Anne

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