Autismus und Friseurbesuche

Hallo ihr Lieben,

willkommen zurück! Heute geht es mal wieder um ein Thema der Kategorie "Autismus im Alltag", genauer genommen um Friseurbesuche mit der Autismus-Spektrums-Störung. Wenn man Autisten fragt, ob sie gerne zum Friseur gehen, wird es logischerweise einige geben die diese Frage bejahen. (Denn es ist ja bekannt, dass auch Autisten nicht eins zu eins gleich ticken). Die Mehrzahl würde ich behaupten, wird diese Frage aber entschieden verneinen. Ich für meinen Teil hasse Friseurbesuche, weil ich sie unglaublich anstrengend finde.

Wo liegen die Probleme bei Friseurbesuchen?
  • sinnloser Smalltalk, der einem von Friseur(inn)en aufgedrückt wird
  • intensive Gerüche von fremden Shampoos/Haarsprays
  • Umhang kratzt im Nacken, vielleicht fühlt es sich auch beengend am Hals an
  • Kopfmassage beim Haare waschen (viel zu intensiver Reiz auf der empfindlichen Kopfhaut)
  • Haare föhnen fühlt sich an, als würde man brennende Glut auf dem Kopf verteilen
  • unerwartete Berührungen (man sieht ja nicht, was z. B. am Hinterkopf passiert)
  • Resthaare die beim schneiden in die Kleidung geraten kratzen und jucken hinterher
  • Nebengeräusche im Salon, z. B. durch andere Kunden, Musik, Schneidemaschinen, etc.
Das ist bei weitem keine abschließende Aufzählung, aber zumindest treffen sie bei mir zu. Andere Autisten haben sicher noch ganz andere "Baustellen" wenn sie in einen Friseursalon gehen. 

Wie kann man Autisten den Besuch beim Friseur erleichtern? 

Das Problem sind auch nicht die einzelnen kleinen Punkte, sondern die Masse aus den vielen Reizen, die ein Friseurbesuch mit sich bringt, sorgt danach eben meistens für eine Reizüberflutung. Wenn man also überlegt, wie man einen Friseurbesuch für Autisten angenehmer gestalten könnte, muss man hauptsächlich versuchen, die Reize einzudämmen. Hier wären ein paar Vorschläge, die relativ einfach umzusetzen sind:

  • Kopfmassage weglassen, einfach Haare waschen (das geht ja auch, indem man hauptsächlich die Haare berührt und die Kontakte mit der Kopfhaut so kurz wie möglich hält)
  • keine überflüssigen Haarsprays/Conditioner benutzen und vielleicht gewohntes Shampoo mitbringen
  • Haare nicht föhnen (Mütze/Kapuze tun es auch)
  • Termin wählen, wo Friseur möglichst leer ist (dadurch ist es automatisch auch ruhiger) 
  • evtl. auf das Haare waschen verzichten und nur Trockenschnitt machen (Achtung: zu Coronazeiten ist das aktuell leider nicht erlaubt, und manche Friseure machen das grundsätzlich nicht, aber fragen kostet ja nichts)
  • Berührungen möglichst ankündigen
  • manche Friseure bieten auch Hausbesuche an, damit würde bei schwerer betroffenen Autisten, die Irritation durch die fremde Umgebung wegfallen
  • autistischen Kindern könnte Ablenkung von den fremden Eindrücken durch z. B. ein Hörspiel oder ein Film über das Tablet/Handy helfen, muss man aber je nach Kind schauen. Für manche Kinder ist das vielleicht nur ein störender Zusatzreiz 

  • evtl. auf Haarschneidemaschinen verzichten, es ist ein sehr ungewohntes und z. T. unangenehmes Geräusch, vielleicht kann das Geräusch der Schere eher toleriert werden. Im Ernstfall können aber auch Oropax helfen, um die Geräusche auszublenden. 


Vielleicht würde es auch helfen, die Spiegel so zu arrangieren, dass beobachtet werden kann, was am Kopf gerade passiert, so ist es besser möglich, sich darauf einzustellen. Wenn ich an die Umstellungserschwernis denke, wäre noch ein wichtiger Hinweis, dass wenn man z. B. längere Haare kürzer schneiden lässt, dass eine Länge gewählt wird, mit der man immer noch ein Pferdeschwanz machen kann, wenn das vorher möglich war. Andernfalls könnten im Nachhinein die Haare im Nackenbereich stören... 

Und das allerwichtigste: planen Sie nach dem Friseurbesuch keine reizintensiven Aktivitäten mehr ein. Der Friseurbesuch ist wirklich bereits anstrengend genug, alles weitere wäre für die Mehrzahl der Autisten definitiv zu viel. 

Habt einen angenehmen Tag und fröhliches schnippeln!
Anne

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