Tipps für den Wechsel von jahreszeitentypischen Kleidungsstücken

Hallo ihr Lieben,

willkommen zurück. Wenn man mal von dem Schnee absieht, der gestern Nacht noch runtergekommen ist, beginnt jetzt bald der Frühling. Die Zeit, wo die Winterstiefel in den Keller verschwinden dürfen, die dicken Jacken durch dünnere und der Pullover durch T-Shirts ersetzt wird. Was für die meisten sehr angenehm ist (für mich auch), bedeutet für autistische Menschen teilweise Schwierigkeiten.

Autistische Menschen haben eine sogenannte Umstellungserschwernis. Alles was sich verändert, ist grundsätzlich zunächst erst mal schwierig. Um beim Thema wechselnde Kleidung aufgrund der Jahreszeiten zu bleiben: das Problem gibt es natürlich nicht nur beim Wechsel von Winterklamotten auf Frühlingsklamotten, sondern auch bei allen anderen Jahreszeiten. Denn eigentlich werden in jeder der vier Jahreszeiten unterschiedliche Kleidungsstücke benötigt. Selbstverständlich haben nicht alle autistischen Menschen Schwierigkeiten damit, wenn sie die Kleidung der Witterung entsprechenden anpassen müssen, aber es gibt eben doch einige, denen das Probleme bereitet. Der Post richtet sich heute also vor allem an Eltern autistischer Kinder, wie sie ihnen den Übergang erleichtern können, logischerweise können erwachsene Autisten, die nicht zu Hause wohnen, sicher auch den einen oder anderen Tipp für sich mitnehmen. 

Was ist das Problem? 

  • verändertes Gefühl am Körper (z. B. fühlen sich Stiefel anders am Fuß an als Turnschuhe)
  • gewohntes wird verändert (z. B. hat man 3 Monate Stiefel getragen, nun auf einmal was anderes)
  • es besteht Unsicherheit, bei welchen Temperaturen welche Kleidung angemessen ist
Das sind die Probleme, die mir als allererstes einfallen, wenn ich über dieses Thema nachdenke. Wie kann man nun also als Elternteil seinem autistischen Kind helfen, den Wechsel der Kleidung so leicht wie möglich zu machen? 

1. Vorhersehbarkeit schaffen

Was immer hilft, ist wenn der autistische Mensch sich auf das einstellen kann was ihn erwartet. Zu aller erst wäre es also z. B. schon mal ganz gut, wenn ihr mit eurem Kind darüber sprecht, dass bald die Temperaturen steigen/sinken (je nachdem) und z. B. die Schuhe nicht mehr ausreichend wärmen werden und darum ein Umstieg auf die jeweils andere Kleidung erfolgen muss. Am besten macht ihr das nicht erst 2 Wochen vorher, sondern schon mal ein bisschen länger, je nachdem wie viel Vorlaufzeit euer Kind benötigt. Ihr könnt gemeinsam mit ihm den Wetterbericht schauen und mit ihm besprechen, ab welcher Temperatur ein Wechsel der Kleidung erforderlich ist. Das könnt ihr auch auf dem Kalender markieren. Denn im Prinzip kann man davon ausgehen, dass man Anfang Dezember definitiv Winterkleidung tragen sollte, egal was der Wetterbericht sagt. Abrupt die Kleidung tauschen würde ich auf keinen Fall empfehlen. 

Ich habe zusätzlich einen kleinen Plan am Kleiderschrank hängen, bei welcher Temperatur welche Kleidung zu tragen ist. Auf der einen Seite ist eine Skala mit Temperaturbereichen und daneben findet sich die entsprechende Auflistung, welche Kleidung getragen werden sollte. Ihr könnt einen solchen Plan auch für euer Kind erstellen und dann jeden Tag gemeinsam mit ihm anhand des Wetterberichts entscheiden, welche Kleidung zu tragen ist. Dadurch wird die Unvorhersehbarkeit weggenommen. 

2. Kleinschrittig vorgehen

Wenn es allmählich Zeit wird, z. B. von Herbst auf Winterkleidung umzusteigen, könnt ihr schon mal mit eurem Kind in den Keller oder auf den Dachboden gehen und euch schon mal gemeinsam die Kleidung anschauen, die bald getragen werden soll. Schon mal anfassen und festlegen, welche Schuhe z. B. als erstes getragen werden sollen. Ein paar Tage später kann man dann schon mal die Kleidung in den Wohnbereich bringen und schon mal bereit stellen, stattdessen aber schon mal ein paar Teile der noch aktuellen Kleidung in den Schrank räumen. So kann es sich an den ungewohnten Anblick schon mal langsam gewöhnen (es ist ja z. B. die Turnschuhe im Flur gewohnt, die sehen nun mal anders aus als Stiefel). Wenn es sich daran gewöhnt hat, kann man schon langsam damit anfangen, die Kleidung schon mal anzuprobieren. Je nachdem wie schwer autistisch das Kind ist, bzw. wie schwer es sich mit dem ungewohnten Hautgefühl tut, wirklich seeehr kurze Zeitabschnitte. Meinetwegen 5 Sekunden den Stiefel anlassen und dann gleich wieder ausziehen und belohnen. Am nächsten Tag wieder 5 Sekunden. Wenn das dann gut klappt, vielleicht schon 20 Sekunden, ... Immer weiter steigern und loben, wenn es die Hürde gemeistert hat. Wenn das Kind irgendwann relativ sicher damit umgehen kann, kann man schon mal einen kleinen Spaziergang mit der neuen Kleidung machen, vielleicht zum Lieblingsspielplatz, damit das Kind direkt die passende Belohnung für das ertragen der Kleidung hat. Dieses Verfahren nimmt natürlich Zeit in Anspruch, vermeidet teilweise aber Reizüberflutungen, weil das Kind sich langsam an das neue Gefühl gewöhnen kann. 

Das sind so die Haupttipps, die ich euch geben würde zu dem Thema. Natürlich brauchen nicht alle autistischen Menschen eine so kleinschrittige Vorbereitung. Ihr müsst schauen, was ihr (wenn ihr autistisch seid) oder euer Kind braucht. Vielleicht hilft es ja dabei, die diesjährigen Kleidungswechsel stressfrei vonstatten gehen zu lassen. :-) Habt viel Spaß beim ausprobieren!

Anne

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