Christopher Gillberg

Guten Tag,

vor 11 Tagen feierte ein schwedischer Kinder- und Jugendpsychiater namens Christopher Gillberg seinen 71. Geburtstag. Nun könnte man sagen: ist ja schön für den Mann, aber was interessiert mich das? Wenn er auf meinem Blog auftaucht, liegt der Verdacht nahe, dass er irgendetwas mit Autismus zu tun hat, und genau das ist auch der Fall. Er hat unglaublich viel im Bereich dieses Störungsbildes erforscht und mit Autisten gearbeitet. Sein Geburtstag ist jetzt schon etwas her, dennoch möchte ich euch heute etwas mehr von seinem Wirken in diesem Bereich erzählen.

Autismus-Spektrums-Störung statt Frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom, etc.

Früher haben autistische Menschen grundsätzlich die Diagnosen Asperger-Syndrom, Kanner-Autismus (frühkindlicher Autismus) oder atypischer Autismus erhalten. Gemeinsam mit der britischen Psychiaterin Lorna Wing hat Gillberg in den frühen 1980-er Jahren den Begriff Autismus-Spektrums-Störung geprägt. Die beiden haben nämlich erkannt, dass die Symptome autistischer Menschen gar nicht immer auf diese drei Typen passen, sondern ganz unterschiedliche Schweregrade, Ausprägungen und Symptome aufweisen. Meines Erachtens eine wichtige Entwicklung, denn wenn die betroffenen AutistInnen ggf. von der Symptomatik nicht unbedingt in die drei Autismus-Typen gepasst haben, sind sie teilweise durchs Raster gefallen und haben keine Diagnose erhalten, wodurch sie es auch wesentlich schwerer hatten, entsprechende Unterstützung zu erhalten.

Entdeckung von genetischen Veränderungen bei Autismus

Im Jahr 2003 hat ein Forscherteam aus französischen und schwedischen Forschern die ersten beiden genetischen Veränderungen (Mutationen) entschlüsselt, die zwei Gene auf dem X-Chromosom verändern, die wiederum für die Bildung von Synapsen im Gehirn verantwortlich sind. Geleitet haben diese Studie Christopher Gillberg, Thomas Bourgeron und Marion Leboyer. Die Mutationen betreffen die Gene NLGN3 und NLGN4 und sorgen dafür, dass sich ein bestimmtes Protein nicht vollständig entwickeln kann, was zu Veränderungen im Gehirn führt, die dann dafür sorgen, dass Autismus entsteht. Weiterhin haben sie herausgefunden, dass diese Mutation von der Mutter der betroffenen Menschen vererbt wird. Herausgefunden haben das die Forscher, indem sie die Gene von zwei verschiedenen Familien untersucht haben, in denen ganz viele Familienmitglieder von Autismus betroffen sind. 

Ich würde euch sehr gern erklären, was da genau im Gehirn passiert (bzw. eben nicht ordnungsgemäß abläuft) und was das mit der Mutation zu tun hat. Leider bin ich dazu nicht in der Lage. Das liegt einerseits daran, dass ich mich nicht besonders gut mit Genetik und der Funktionsweise und dem Aufbau unseres Gehirns auskenne. Gleichzeitig ist es sehr schwierig für mich, mir diese Informationen anzueignen, da die meisten Artikel dazu auf englisch sind und das nun mal nicht meiner Muttersprache entspricht. 

Entwicklung der ersten Diagnosekriterien für das Asperger-Syndrom

Bevor das Asperger-Syndrom bzw. die Autismus-Spektrums-Störung in das klassische ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) bzw. in das DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) eingetragen wurden, haben sich viele verschiedene Psychiater/Psychologen und Ärzte an der Erstellung von Diagnosekriterien für das Asperger-Syndrom versucht. Diese haben sich zum Teil auch massiv voneinander unterschieden. Die bekanntesten Diagnosekriterien stammen allerdings von Gillberg. Er hat sie gemeinsam mit seiner Frau Carina Gillberg in den späten 1980-er Jahren auf einer Londoner Konferenz erstellt und sie im Jahr 1991 selbst noch einmal überarbeitet. Die Diagnosekriterien sind an die ursprüngliche Arbeit von Hans Asperger angelehnt, und sind durch die praktische Arbeit mit Autisten entstanden. Hier alle Diagnosekriterien nach Gillberg aufzulisten, würde meines Erachtens den Rahmen sprengen, wer sich darüber belesen möchte, findet hier eine sehr gute Auflistung: Diagnosekriterien nach Gillberg.

Gillbergs Kriterien unterscheiden sich von denen, die im DSM angegeben sind. Es gibt einige Wissenschaftler, die sie dafür kritisieren. Es sei schwierig, Studien miteinander zu vergleichen, wenn unterschiedliche Ansätze bei der Diagnostik angewendet werden. 


Fazit

Die drei Arbeiten, die ich hier vorgestellt habe, sind nur ein Bruchteil von dem, was der Schwede alles im Bereich Autismus und Psychologie herausgefunden hat. Ich hoffe dennoch, dass ich euch einen kleinen Überblick über seine umfangreichen Arbeiten geben konnte. Vielleicht schreibe ich noch einen weiteren Beitrag über seine Forschungsarbeiten, genug Stoff gibt es in jedem Fall. 

Habt einen schönen Tag!
Anne

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